Drucksache - DrS/2011/022
Grunddaten
- Betreff:
-
Betriebskostenzuschusses für die kreiseigene Kantine
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Drucksache
- Federführend:
- Gebäudemanagement des Kreises Segeberg AöR
- Bearbeitung:
- Rüdiger Wulf
- Verfasser 1:
- Wulf, Rüdiger
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Hauptausschuss
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Vorberatung
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24.03.2011
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13.04.2011
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Bereit
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Kreistag des Kreises Segeberg
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Entscheidung
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Hauptausschuss empfiehlt, der Kreistag beschließt, dass…
Variante A:
… der Kantinenbetrieb mit dem aktuellen Zuschussbedarf von rund 60 TEUR aufrecht erhalten wird. Alle nötigen Maßnahmen zur Optimierung werden fortgesetzt bzw. umgehend eingeleitet.
Variante B:
… das Alternativkonzept umzusetzen und künftig auf den eigenen Mittagstisch zu verzichten ist. Es soll nur noch der Frühstücks- und Veranstaltungsservice mit einem Zuschussbedarf von rund 30 TEUR angeboten werden. Dabei soll weiterhin die Möglichkeit geprüft werden, das Mittagsgeschäft extern zu vergeben.
Variante C:
- … die Kantine zum 01.04.2011 geschlossen wird. Die Restware wird über einen Zeitraum von rund 6 Wochen abverkauft.
- … die Kantinenmitarbeiterinnen in den Reinigungsdienst versetzt werden.
- … der Raucherraum als solcher erhalten bleibt und der davor liegende Raum für Nichtraucher mittels Leichtbauwand abgegrenzt wird (Arbeitstättenverordnung).
- … über einen möglichen Rückbau des Küchenbereichs, der Kühlräume und einer Umwidmung und Neumöblierung dann zu entscheiden ist, wenn die Verwaltung ihr Flächenoptimierungskonzept vorgestellt hat und ein Beschluss vorliegt. Die Mittel sind dann für das Jahr 2012 einzuplanen.
Sachverhalt
Sachverhalt:
Im März 1991 wurde die renovierte und umgebaute Kantine eingeweiht. Anlass zum Umbau war der düstere und wenig ansprechende optische Zustand der Kantinenräume, der heruntergekommene Zustand der Küche, durchfeuchtetes Mauerwerk sowie die Notwendigkeit neuer Heizungsrohre. Die beiden Kühlräume wurden 1992 im Außenbereich errichtet.
Ab 01.11.1991 hat der Kreis den Betrieb der Kantine übernommen. Bereits die Haushaltsplanung 1992 ging von ca. 70 TDM (35 TEUR) Einnahmen und 176 TDM (85 TEUR) Kosten, also einer Unterdeckung von 100 TDM (50 TEUR) aus. Es wurden, laut Vermerk Nr. 107/KH vom 16.01.1992, seinerzeit 50 – 70 Mittagessen ausgegeben.
Schon im November 1992 wurde dokumentiert, dass der Personaleinsatz nicht ausreichend sei. Zahlreiche Überstunden führten zu einer Überlastung der Mitarbeiterin. Es wurde die Einstellung einer Reinigungskraft in Vollzeit angemeldet.
Die Diskussionen über die Kantine setzten sich fort. Im Jahr 2003 wollte der Kreistag die Kantine auf Grund des inzwischen auf 99.800,00 Euro angewachsenen Zuschusses schließen, beschloss dann aber eine Reduzierung des Zuschusses. Diese Reduzierung fiel allerdings so hoch aus, dass auch damit die Kantine hätte nicht fortbestehen können (Vermerk 82 am 29.12.2003). Um dies dennoch zu ermöglichen wurde wieder Personal abgebaut, nur noch eine warme Mahlzeit mittags angeboten und die Gerichte vereinfacht.
Im März 2007 wurden erneut vergeblich Versuche unternommen, durch Maßnahmen wie das Angebot einer Salatbar, von Snacks, verlängerten Brötchenverkaufszeiten etc, eine Nachfrageerhöhung zu erzielen.
Seit Januar 2008 wird die Kantine vom GMSE betrieben. Seit Ende 2009 wurden Maßnahmen ergriffen, um das Angebot attraktiver zu gestalten. Dabei wurden besonders die Anregungen der KreismitarbeiterInnen aus einer vergangenen Mitarbeiterbefragung der Kreisverwaltung aufgegriffen und umgesetzt. Gleichwohl blieb die Nachfrage auf einem niedrigen Niveau.
Eine geplante Renovierung (60 TEUR) der Räumlichkeiten für den Sommer 2010, um die Attraktivität und damit die Nachfrage zu steigern, wurde kurz vor Vergabe, auf Anweisung der Kreisverwaltung (Haushaltskonsolidierung), nicht durchgeführt.
Der Hauptausschuss sah es als erforderlich an, in seiner Sitzung am 26.06.2010 in der DrS/2010/075, Nr. 34 der Beschlüsse zur Konsolidierung, den Beschluss zu fassen, den Betriebskostenzuschuss für die Kantine zu streichen und ein entsprechendes Betriebskonzept erstellen zu lassen. Mit dieser Empfehlung sollte der Kreistag am 11.11.2010 einen gleich lautenden Beschluss fassen. Begründet wurde der Beschluss im Hauptausschuss damit, dass die Kantine seit Jahren (seit Übernahme durch den Kreis vor 19 Jahren) defizitär geführt wird, der Kreis sich auf Grund der Haushaltslage einen Zuschuss von rund 30 TEUR, effektiv rund 56 TEUR unter Berücksichtigung aller begleitenden Kosten, nicht mehr leisten kann und auch die bis dato durchgeführten Maßnahmen, sei es seinerzeit durch die Verwaltung sei es aktuell durch das GMSE, keinen Erfolg gebracht haben.
In seiner Sitzung am 01.03.2011 hat der Hauptausschuss beschlossen, den Zuschussbetrag mit 15 TEUR zu deckeln. Diesem Beschluss ist der Kreistag in seiner Sitzung am 03.03.2011 im Rahmen der Zustimmung zur Haushaltssatzung gefolgt. Damit sollte der Kantinenbetrieb bis zum 30.06.2011 fortgeführt werden. Die Analyse der Testphase Januar bis März 2011 sollte dann in einem Bericht im Hauptausschuss am 19. Mai / 21. Juni 2011 (KT am 23. Juni 2011) zu einem Beschluss führen.
Darstellung des Zustands 2010:
- Der Nettoumsatz 2010 belief sich auf rund 77 TEUR
- Der Wareneinsatz betrug im Durchschnitt 35-40%.
- Die Personalkosten machen nahezu 100% des Umsatzes aus.
- Der Umsatzes verteilte sich wie folgt:
43 % Kioskumsatz, 47 % Mittagstischumsatz, 10 % Veranstaltungsumsatz - Die Kostenunterdeckung beträgt rund 40/50%.
- Es werden im Durchschnitt montags bis freitags 50 Frühstücke und montags bis donnerstags 40 – 60 Mittagessen abgegeben.
- Die Öffnungszeiten sind wie folgt geregelt:
Mo. – Do. von 08.00 – 13.00 Uhr; Fr. 08.00 – 11.00 Uhr - Die Arbeitszeiten stellen sich wie folgt dar:
8.1. 1 TZ-MA = 06.00 – 13.30 Uhr
8.2. 1 TZ-MA = 07.00 – 14.30 Uhr zzgl. eventueller Zeitaufwand für Cateringservice
8.3. 1 Reinigungskraft als Vertretung für Krankheits- und Urlaubsfälle sowie für
Überstundenabbau und nachfragestarke Zeiten (ca. 11 TEUR PK p.a.)
8.4. 2 TZ-Reinigungskräfte von 15.30 – 17.00 Uhr für Bodenreinigung in der Küche und dem Gastraum, WC-Reinigung und Abwasch von restlichem Geschirr. Außerdem Vorbereitung und Anlieferung von Kaffee für Veranstaltungen nach 16.00 Uhr (ca. 10 TEUR PK p.a.) - Durchschnittlich 50 Überstunden bei Mitarbeiterin 1 - 3.
- Der durchschnittliche Frühstücksverzehr liegt bei 2,50 – 3,00 Euro.
- Es wird mittags ein warmes Gericht angeboten (12.00 – 13.00 Uhr). Allerdings kommen regelmäßig „Nachzügler“, sodass sich die Essensausgabe in der Praxis stets verlängert.
Was müsste geschehen, um den Kantinenbetrieb im bisherigen Umfang wirtschaftlich fortzuführen?
- Es müssen viel mehr Kunden intern und extern gewonnen werden können.
- Das Angebot muss umfangreicher und abwechslungsreicher, ohne zeit- und personalaufwendiger zu werden.
- Der Wareneinsatz muss um rund 1/3 auf 25 % gesenkt werden.
- Die Verkaufspreise müssen angehoben werden. Bei den belegten Brötchen beispielsweise um 50%
- Bei Veranstaltungen muss ein Dienstleistungszuschlag für Anlieferung, Aufbau, Abbau etc. erhoben werden.
- Die Personalkosten müssen um mindestens 50% gesenkt werden.
Die beispielhaft genannten Maßnahmen, die notwendig wären, um die Kantine auf tragfähige Beine zu stellen, sind allerdings in Summe nicht umsetzbar. Die Kantine darf keine Außenwerbung machen. Somit ist die Gewinnung externer Kunden auf Mailingaktionen bei nahe liegenden Firmen beschränkt. Dies ist bereits ausgeschöpft. Eine Angebotserweiterung ohne zusätzlichen zeitlichen Aufwand und damit weiteren Personalkosten ist ebenfalls nicht umsetzbar. Schon jetzt werden zahlreiche Überstunden geleistet. Etagenservice, verlängertes Mittagsangebot oder zusätzliche Speisen würden diese weiter erhöhen. Auch die Herstellung „kleiner Speisen“ bedarf Zeit, ist teilweise aufwendiger als die Produktion normaler Speisen und somit auch keine Lösung. Höhere Verkaufspreise, die unumgänglich wären, werden nicht akzeptiert werden, da sie zu hoch ausfallen würden. Zwar würde der Kreis-Personalrat ggfs. einer leichten Preissteigerung nicht widersprechen, diese wäre aber bei weitem nicht ausreichend, um kostendeckend zu arbeiten. Die Preissteigerung müsste weit mehr als 20 % betragen. Die Akzeptanz von Dienstleistungszuschlägen bei Ausschusssitzungen ist gleichwohl in Frage zu stellen. Eine Zusammenarbeit z.B. mit der Gastronomie des Krankenhauses, mit der Möbel Kraft Kantine oder dem VJKA erscheint zwar auf den ersten Blick interessant, birgt aber auch logistische Probleme, die letztendlich auch in Kosten münden würden. Personal-, Wareneinsatz-, Betriebs- und Reinigungskosten fallen auch bei diesem Konzept an.
Von Möbel Kraft liegt inzwischen die Mitteilung vor, dass sich die Produktion von knapp 50 zusätzlicher Mittagessen nicht rentieren würde.
Das Interesse der Nutzung durch einen lokalen Caterer wird als äußerst gering eingestuft. Auch in diesem Fall müsste der Kreis Warenkosten, Reinigung, Bauunterhaltung und Betriebskosten tragen.
Pro Kantinenbetrieb:
Für die Aufrechterhaltung eines kreiseigenen Kantinenbetriebes sprechen in erster Linie soziale Aspekte. Den MitarbeiterInnen der Verwaltung wird die Möglichkeit geboten, sich zum Frühstück oder Mittagessen zu treffen und die Kantine als Kommunikationszone zu nutzen. Sie können sich über betriebliche und außerbetriebliche Themen austauschen, entspannen und haben für eine kurze Zeit Abstand zur Tagesarbeit, um dann wieder mit neuem Schwung an den Arbeitsplatz zurück kehren zu können. Darüber hinaus können die MitarbeiterInnen die in der Kantine gesondert abgegrenzten Räumlichkeiten als Raucherraum nutzen (Anmerkung: Aufenthaltsräume sind nach Arbeitsstättenverordnung ohnehin vor zu halten). Die Kantine trägt somit zur Aufrechterhaltung der Arbeitskraft und zur Steigerung der Identifikation der MitarbeiterInnen mit dem Arbeitgeber bei, verbessert das Betriebsklima und ist als Bestandteil des Gesundheitsmanagements des Kreises zu betrachten. Inwieweit allerdings der Werteverlust der Kantine als Kommunikationszentrum zu bewerten ist und wie bedeutsam er für den Betriebsfrieden und das Arbeitsklima ist, kann in Zahlen nicht belegt werden.
Das Angebot, eine Betriebskantine in Anspruch nehmen zu können, hat auch gesundheitliche Aspekte. Es ist wichtig, die Arbeitskraft von MitarbeiterInnen durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu fördern. Der Kreis Segeberg, der sich als Gesundheitsregion darstellt, ist hier prinzipiell auf dem richtigen Weg, auch in Bezug auf sein Gesundheitsmanagement. Mit der Abschaffung der Kantine verlässt er diesen zumindest in Teilen.
Ein dritter Gesichtspunkt betrifft den Veranstaltungsservice. Aus dem Kantinenbetrieb heraus wird auch das Catering für externe Veranstaltungen, für interne Besprechungen und Tagungen, für kleine Empfänge und Jubiläen, für Sitzungen der Ausschüsse wie auch des Kreistages produziert und bereit gestellt. Hierfür werden Kaffee und Softdrinks sowie belegte Brötchen und Brote, warme Speisen, Kuchen und Kekse zubereitet, angeliefert, auf- und abgebaut, serviert und nachbereitet. Eine Versorgung der Ausschüsse/Sitzungen könnte ohne Kantine nur noch über ein teureres externes Catering erfolgen.
Outsourcing ist keine Lösung. Das Angebot ist nur durch eine interne Serviceeinheit zu bewerkstelligen, eine externe Verpachtung nicht realistisch. Dieser Ansatz würde zur Aufgabe des Betriebes führen, da das Outsourcing einer Kantine erst ab mindestens 200 Mittagessen täglich rentabel ist. Kantinen sind per se defizitär und bedürften auch bei externer Führung eines Zuschusses, und sei es in Form von Betriebskostenübernahme etc. Auch ein externer Betreiber muss den Betrieb wirtschaftlich führen und von den Einnahmen seinen Lebensunterhalt bestreiten können. Dies wäre hier nicht gewährleistet.
Letztendlich ist auch die „Nutzung danach“ zu betrachten. Wenn die Kantine keinen Fortbestand haben soll stellt sich die Frage, welcher Nutzung werden die Räume künftig zugeführt. Bevor eine Umnutzung stattfinden kann, müsste die gesamte gastronomische Einrichtung (Kühlräume, Küchenmobilar, Abluftanlage, Ausgabetresen, Kantinenmobilar etc.) demontiert und entsorgt werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 12 TEUR. Hinzu kommen die Investitionen, die Räume für die neue Nutzung herzurichten (Trockenbauer, Bodenleger, Maler, Heizung, Fenster, Beleuchtung etc,) und mit entsprechenden Möbeln auszustatten. Die Kosten hierfür würden im sechsstelligen Bereich liegen.
Nicht zu vergessen ist auch, dass entsprechend der Arbeitsstättenverordnung den MitarbeiterInnen ein Aufenthaltsraum bereitgestellt werden muss. Das heißt, der Raucherraum und ein Teil der Kantine wäre für diesen Bedarf abzugrenzen. Und auch das erhöhte Hygieneproblem in den Kaffeeküchen auf den Etagen, mit erhöhtem Anfall an Speiseresten und deren Entsorgung, ist nicht außer acht zu lassen.
Kontra Kantine:
Die Haushaltslage des Kreises Segeberg bedingt, dass im Rahmen der Haushaltskonsolidierung extreme Einsparungen diskutiert und umgesetzt werden müssen. Die Fortsetzung eines Kantinenzuschusses von rund 30 TEUR, faktisch das Doppelte, kann unter diesem Aspekt nicht mehr erfolgen. Es wäre dem Steuerzahler nicht erklärbar, wieso seine Steuern das Mittagessen der VerwaltungsmitarbeiterInnen mit abdecken sollen.
Die Inanspruchnahme durch die MitarbeiterInnen der Verwaltung ist seit „Jahrzehnten“ mangelhaft. Schon in den 90er Jahren wurden mittags lediglich maximal 70 Essen verkauft. Seit mehreren Jahren liegt diese Zahl bei nur noch durchschnittlich 50 Essen. Dies entspricht einer Nutzung von lediglich 20% des gesamten Vollzeit-Mitarbeiterstamms im Kreishaus und ist bei weitem nicht ausreichend für eine wirtschaftliche Betriebsführung. Es zeigt auch, dass dieser Bereich nicht als Kommunikationszone genutzt wird. Es wird vorgezogen, in der zur Verfügung stehenden halben Stunde Pause, lieber an die frische Luft zu gehen und sich in der Fußgängerzone mit einer Kleinigkeit zu versorgen. Weiterhin ist das inzwischen fast 20 Jahre alte Ambiente bei weitem nicht mehr dem heutigen Geschmack entsprechend.
Der Versuch, durch Veränderungen im Angebot zu mehr Nachfrage zu kommen, schlug genauso fehl wie die Bemühung, durch kleine Änderungen in der Gestaltung mehr Zuspruch zu finden. Es wurden nahezu alle Punkte aus einer kreisinternen Mitarbeiterbefragung aufgegriffen und umgesetzt. Es wurde eine Teestation angeboten, das Salatbuffet sowie die Buffetpräsentation wurden aufgewertet, es wurden Bagles, Donuts und Ciabattabrötchen, heiße Würstchen und Tagesdesserts ins Angebot aufgenommen und die Brötchenpräsentation verbessert. Zeitweise wurde die Möglichkeit angeboten aus einer Frühstücksauswahl zu wählen, es wurde Fair Trade Kaffee eingeführt und Bonuskarten für Kaffeeverzehr im Haus verteilt. Durch den Einbau eines Sichtfensters in die Küchentür kann diese nunmehr geschlossen bleiben und dennoch Blickkontakt zwischen Küchenpersonal und Gast gehalten werden. Die Geräuschkulisse in der Kantine hat sich somit reduziert.
Die Nutzung einer Kantine zur Mittagszeit ist in der heutigen Zeit grundsätzlich nicht mehr mit früher vergleichbar. Die Kassenlage der privaten Haushalte führt dazu, dass auf ein Mittagessen oftmals verzichtet wird. Die mitgebrachte „Stulle“ hat wieder Konjunktur. „Warm gegessen“ wird abends zu Hause. Laut Marktforschungsinstitut „The Business Target Group“ (CHD Expert Studie 2008) nehmen nur noch maximal 32 % der MitarbeiterInnen eine Mittagsmahlzeit ein (Kreis 2010: ca. 20%). Die bezuschussten Hauptgerichtpreise liegen danach zwischen 2,60 und 3,20 Euro (Kreis 2010 ohne Zuschuss: 3,80 bis 4,90 Euro). In der Regel werden 3-4 Gerichte angeboten (Kreis 2010: 1 Gericht und eine Suppe).
Für einen lukrativen Veranstaltungsservice ist eine eigene Kantine grundsätzlich sinnvoll. In diesem Fall liegt aber nur eine sehr niedrige Bewirtschaftung externer Nachfrage vor. Interne Tagungen sind selten und bei Besprechungen wird in der Regel der Kaffee im Büro gekocht, da die Fachdienste kein gesondertes Cateringbudget haben. Bleibt nur noch der Geburtstagsservice, der zwar „nice to have“ aber nicht wirtschaftlich ist, und die Ausschusssitzungen, deren Umsätze bei weitem nicht zur Deckung der Kosten beitragen. Zwar wäre ein externes Catering z.B. für den Kreistag teuerer (laut erstem Kostenvor-anschlag ca. doppelt so teuer als eine interne Versorgung), auf das Jahr umgerechnet werden aber, alle Kosten betrachtend, erhebliche Einsparungen erzielt..
Umsatz interne und externe Veranstaltungen - Bewirtung Kantine Januar bis September 2010 | ||||||||||||
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Monat | interne Nutzung/ | interne Nutzung/ | interne Nutzung/ | interne Nutzung/ | externe Nutzung/ | externe Nutzung/ | GMSE | GMSE | ||||
Januar | 297,90 € | 250,34 € | 262,75 € | 220,80 € | 18,00 € | 15,13 € | 6,50 € | 5,46 € | ||||
Februar | 306,65 € | 257,69 € | 453,20 € | 380,84 € | 18,00 € | 15,13 € | 78,55 € | 66,01 € | ||||
März | 592,90 € | 498,24 € | 367,85 € | 309,12 € | 312,60 € | 262,69 € | 25,85 € | 21,72 € | ||||
April | 911,45 € | 765,92 € | 96,85 € | 81,39 € | 15,00 € | 12,61 € | 50,20 € | 42,18 € | ||||
Mai | 232,20 € | 195,13 € | 86,90 € | 73,03 € | 18,00 € | 15,13 € | 39,30 € | 33,03 € | ||||
Juni | 547,10 € | 459,75 € | 1.119,85 € | 941,05 € | 107,45 € | 90,29 € | 24,55 € | 20,63 € | ||||
Juli | 809,80 € | 680,50 € | 149,75 € | 125,84 € | 224,00 € | 188,24 € | 98,80 € | 83,03 € | ||||
August | 242,80 € | 204,03 € | 42,85 € | 36,01 € |
| 0,00 € | 24,20 € | 20,34 € | ||||
September | 865,85 € | 727,61 € | 256,85 € | 215,84 € | 135,80 € | 114,12 € |
| 0,00 € | ||||
Gesamt: | 4.806,65 € | 4.039,20 € | 2.836,85 € | 2.383,91 € | 848,85 € | 713,32 € | 347,95 € | 292,39 € | ||||
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Erläuterungen: |
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| Gesamt: |
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Die Position interne Nutzung Ausschüsse/Landrätin beinhaltet u. a.: Veranstaltungen, Sitzungen bzw. |
| brutto | netto | |||||||||
Besprechungen der Landrätin, Ausschusssitzungen, Partei-Fraktionssitzungen |
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| 8.840,30 € | 7.428,82 € | |||||||
BAB-Vergleiche:
Jahr Einnahmen p.a. Ausgaben p.a.Unterdeckung p.a. Deckungsgrad
in Euro in Euro in Euro in %
1995 77.000,00169.500,00 92.500,0045
2003103.000,00172.000,00 69.000,0060
2004106.100,00205.900,00 99.800,0052
2008 75.000,00 124.200,00 50.200,00 60
2009 73.200,00121.000,00 47.800,0060
2010 70.000,00150.000,00 80.100,0047
2011 60.000,00126.000,00 60.000,0056 (Annahme 2011)
Personalkosten-Vergleich:
Jahr Kosten p.a. in Euro
1998 90.700,00
2002102.750,00
2008 61.200,00
2009 59.000,00
2010 80.000,00
2011 70.000,00 (Annahme 2011)
Kosten, die bei einer Schließung gleichwohl beim Kreis blieben (gerundet):
(2010 Kurzfassung: gerechnet mit den aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2010)
Mit KantineOhne Kantine
In TEUR in TEUR
Kosten 150,0 73,8 (Kosten die beim Kreis bleiben
Verkaufserlöse 70,0 0,0 (fällt nicht mehr an)
Zuschussbetrag 80,0 73,8 (Kosten die beim Kreis bleiben
Fremdreinigungskosten Kreishaus32,3 - 32,3(fällt nicht mehr an)
Kosten für externes Catering 0,0 + 15,0
Summe Kreiskosten 112,3 56,5
Effektiver Zuschussbetrag 55,8
Diese Darstellung findet sich in Variante A des Beschussvorschlags wieder.
Wie machen es andere Kreise:
Ostholstein:
Pausenraum mit 2 Mikrowellen und 3 Geschirrspülmaschinen sowie Getränke- und Snackautomaten.
Ausschüsse versorgen sich selbst und KT-sitzungen werden extern beliefert.
Problem: Wer reinigt die Geräte und das Geschirr? Wird der Getränke- und Snackumsatz groß genug sein, dass ein Automatenaufsteller entsprechende Geräte zu Verfügung stellt? Rück- und Umbau im gesamten Bereich dennoch nötig.
Stormarn:
Nutzung der ehemaligen Küche durch zwei 400,00 Euro Kräfte auf Abruf für größere Veranstaltungen und Reinigungskräfte.
Problem: Findet man dieses Personal? Steht dieses Personal auch dann zur Verfügung, wenn Bedarf ist? Krankheits- und Urlaubszeiten sind schwierig abzudecken. Räumlichkeiten müssten gleichwohl bleiben und unterhalten werden.
Dithmarschen:
Kantine ist extern verpachtet. Der Pächter zahlt aber keine Pacht, keine Instandhaltungs- und Betriebskosten. Er bietet ein Essen (3,90 Euro) und eine Suppe (2,90 Euro) an sowie Kaltgetränke bei Sitzungen (mit Teller für Geld). Die Öffentlichkeit ist zugelassen, sodass er auf ca. 160 Mittagessen kommt.
Problem: Auch diese Variante würde den Kreis Geld kosten (Betriebs- und Instandhaltungskosten). Die Kantine kann nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Gästeanzahl würde nicht erreicht werden. Das Verfahren „Tellergeld“ hat nachweislich in der Kreisverwaltung Segeberg nicht funktioniert.
Pinneberg/Elmshorn:
Kantine ist extern verpachtet. Der Pächter zahlt aber keine Pacht. Das Mittagessen kostet 5,00 Euro. Für Sitzungsdienst werden 2 Mitarbeiter vom Kreis eingesetzt.
Problem: Der Preis von 5,00 Euro ist nicht durchsetzbar. Betriebs-, Instandhaltungs- und Personalkosten sind gleichwohl zu berücksichtigen.
Lauenburg:
Es wird eine TZ-kraft für ein Frühstücksangebot von 8.30 – 11.30 Uhr beschäftigt. Mittagstisch gibt es auf Bestellung von der externen Lebenshilfe bis 14.00 Uhr. Der Sitzungsdienst (nur Kaltgetränke) wird vom Kreismitarbeiter (Protokollant) ausgeführt.
Problem: Der Bedarf an den Räumlichkeiten sowie die damit zusammenhängenden Kosten bleiben bestehen. Auch Personalkosten für die TZ-kraft und für die Reinigung blieben bestehen. Sicherstellung des Services bei Urlaub und Krankheit ist nicht gegeben. Die Kosten für die externe Verpflegung werden auf Grund von Transportkosten etc. nicht günstiger ausfallen können.
Zusammengefasst:
Selbst bei externer Versorgung, bei Betreuung durch einen Pächter oder bei Nutzung der Räume als Veranstaltungsräume und Einsatz von eigenen Mitarbeitern, muss der Kreis die Kosten tragen für …
- Sanierung von Fenstern, Wänden, Haustechnik
- Ersatzbeschaffung von Bodenbelägen, Beleuchtung und Möbelausstattung
- Ersatzbeschaffung von Geschirr und Küchenausstattung
- Teilweise Personal
- Reparaturen von Maschinen und Geräten
- Reparaturen an technischer Ausstattung*
- Unterhalts- und Glasreinigung*
- Betriebskosten wie Strom, Heizung, Wasser, Abwasser*
- Abschreibung auf Gebäude, Bauunterhaltung*
(Die mit * gekennzeichneten Positionen fallen auch bei einer Umnutzung der Räume als Kosten beim Kreis an)
Welche Alternative gibt es?
Seit 01.01.2011 läuft eine Versuchsreihe mit der Firma Appetito. Es werden Fertigmenüs angeliefert, die nur noch erhitzt werden müssen. Statt einem Gericht, können nunmehr zwei Gerichte zur Wahl angeboten werden, ohne erhöhten Schwund oder Arbeitseinsatz. Auch freitags wird seither ein kleines warmes Snackgericht angeboten. Zusätzlich gibt es seit Februar im Foyer beim Pförtner einen Automatenservice mit heißen und kalten Getränken sowie Süßwaren.
Während der Aktion wurden die Anzahl der Mittagessen gezählt, die Mitarbeiter nach Ihrer Meinung zu dem neuen Essen befragt, und Auswertungen vorgenommen.
Grundsätzlich kann das Fazit gezogen werden, dass keine Nachfragesteigerung zu verzeichnen ist. Wie in der Vergangenheit die Aktionen, Neuerung führte auch dieser Versuch nicht dazu, die Zahl der Mittagessen erheblich zu steigern.
Ab 01.04.2011 könnte allerdings ein Frühstücksservice und das Catering für Veranstaltungen mit nachfolgend genannten Maßnahmen eine Alternative sein, um den Zuschussbedarf tatsächlich bei rund 30 TEUR zu halten (entspricht Variante B des Beschlussvorschlages).
Auch wenn die Chancen gering sind sollte parallel dazu doch noch mal versucht werden, mit einem lokalen Caterer ins Gespräch zu kommen, die Räumlichkeiten als Produktions- und Verkaufsfläche zu nutzen, der im Gegenzug einen preiswerten Mittagstisch anbietet.
- Einstellung des Mittagsangebotes ab 01.04.2011. Der Service beschränkt sich auf das Frühstücksgeschäft von 07.30 bis 11.00.
- Dieser Service wird durch eine Mitarbeiterin abgedeckt, die anschließend auch die Reinigung der Räume übernimmt. Die beiden anderen Mitarbeiter-innen werden in den Reinigungsbereich überführt, externe Kräfte dafür reduziert. Wöchentlich oder Monatlich könnten sich die beiden Kräfte den Dienst in der Kantine aufteilen.
- Neben dem Frühstückservice werden die rund 40 Sitzungen p.a., davon 8 Kreistagssitzungen sowie kleine Empfänge mit Getränken und belegten Brötchen/Broten versorgt. Die hierfür eingesetzte zusätzliche Arbeitszeit wird der Mitarbeiterin als Mehrarbeit vergütet. Dies gilt auch, wenn eine Versorgung mit warmen Speisen gewünscht wird.
- Personelle Unterstützung bei den vorgenannten zusätzlichen Arbeiten, wie auch für die Urlaubs- oder Krankheitsvertretung, wird durch die in der Reinigung eingesetzten, ehemaligen Kantinenmitarbeiterinnen abgedeckt.
- Die Öffnungszeit wird stringent auf die Zeit von 07.30 bis 11.00 beschränkt
- Die Personalkosten für die Vor- und Nachbereitungszeit (Produktion, Anlieferung, Aufbau, Betreuung, Abbau) von Sitzungen werden dem Veranstalter in Rechnung gestellt.
- Personalkosten für Catering an Wochenenden werden mit einem Aufschlag von 50% dem Veranstalter in Rechnung gestellt. An Feiertagen wird kein Service zu Verfügung gestellt.
- Der Einsatz der Reinigungskräfte entfällt. Dafür wird der Kantinenmitarbeiterin eine Stunde Reinigungszeit eingeräumt.
Prognose:
Pacht 1,0
Pers.kosten TZ-Reinigung Küche 2,0
Pers.kosten TZ-Kantine Küche23,9
Pers.kosten Mehrarbeit (100 Std.) 2,2
Pers.kosten Vertretung, Hilfe 2,2
Reinigungsmaterial, Sonder-
Reinigung, Speiseresteentsorg. 1,2
Energiekosten (Fernwärme, Strom 3,0
Wasser, Abwasser, Niederschl.)
Wareneinkauf13,6
Unterhalt und Anschaffung
Beweglicher Sachen, Bürobed. 0,5
Bauunterhaltung (Umlage nach
Quadratmetern) 5,0
Versicherungen 0,5
Müllentsorg./Schädlingsbek. 0,3
Hausmeisterkosten (Umlage nach
Quadratmeter) 2,1
Ums.steuer 6,0
Kosten 63,5
Verkaufserlöse 27,5
Zuschussbedarf 36,0 71,8 (s.v. Kreiskosten ohne Kantine)
Fremdreinigungskosten Kreishaus 49,8 -32,3 (s.v. fällt nicht mehr an)
Kosten für externes Catering 0,0 + 15,0
Summe Kreiskosten 85,8 54,4
Effektiver Zuschussbetrag 31,4
Dieses Projekt sollte befristet bis Mitte 2012 laufen. Monatlich würde die Kreisverwaltung eine Auswertung erhalten, die dem Hauptausschuss vierteljährlich vorgestellt wird. Im ersten Quartal 2012 kann dann an Hand der Jahresauswertung 2011 ein finaler Beschluss für Mitte 2012 getroffen werden.
Fazit:
Geprüft wurde, die Kantine in Eigenregie fortzuführen, an Dritte zu verpachten, nur zeitweise, bei Bedarf, durch Kreis-/GMSE-MitarbeiterInnen, bewirtschaften zu lassen (ähnlich wie in anderen Kreisen) oder auch nur einen Frühstücks- und Cateringservice anzubieten. Auch der Aufwand für den Rückbau und für die Herrichtung einer anderen Nutzung wurde betrachtet.
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Kantine in der jetzigen Form nicht zukunfts-fähig. Bei einem derzeitigen Bruttoumsatz von rund 70 TEUR p.a., Personalkosten, die über dem Umsatz liegen, rund 44 TEUR Wareneinsatzkosten und Gesamtkosten von 150 TEUR muss dies, unter Berücksichtigung der Kosten, die ohne Kantinenbetrieb gleichwohl beim Kreis blieben, die Schließung des Betriebes bedeuten. Alle erdenklichen notwendigen Maßnahmen zu Gunsten einer wirtschaftlichen Fortsetzung des Kantinenbetriebes werden schwer umsetzbar sein und den Zuschussbetrag lediglich verringern. Ein zuschussfreier Betrieb wird nicht erzielt werden können, gleichwohl aber ein Betrieb mit erheblich geringerem Zuschussbedarf.
Sollte eine Fortführung des Betriebes in abgeänderter Form mit der Zielrichtung „Senkung des aktuellen Zuschussbetrages von effektiv rund 56 TEUR auf rund 30 TEUR“ gewünscht sein, so empfehlen wir, die alternative Variante B der Beschlussvorlage, „Frühstücks- und Veranstaltungsservice“, zu beschließen, das eine Möglichkeit bietet, die Entwicklung in den kommenden Monaten zu verfolgen und entsprechend zu steuern.
Finanz. Auswirkung
Finanzielle Auswirkungen:
| Nein |
X | Ja: |
X | Darstellung der einmaligen Kosten, Folgekosten |
| Die Kosten können sich entsprechend der dargestellten unterschiedlichen Modelle entwicklen. Für 2011 wird der Zuschussbedarf für die Variante A 45 TEUR, für die Variante B 15 TEUR über dem genehmigten Zuschussbetrag von 15 TEUR liegen. |
| Mittelbereitstellung | |
| Teilplan: | |
| In der Ergebnisrechnung | Produktkonto: |
| In der Finanzrechnung investiv | Produktkonto: |
| Der Beschluss führt zu einer über-/außerplanmäßigen Aufwendung bzw. Auszahlung | ||
| in Höhe von |
| Euro |
| (Der Hauptausschuss ist an der Beschlussfassung zu beteiligen) | ||
| Die Deckung der Haushaltsüberschreitung ist gesichert durch | |
| Minderaufwendungen bzw. -auszahlungen beim Produktkonto: |
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| Mehrerträge bzw. -einzahlungen beim Produktkonto: |
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Bezug zum strategischen Management:
X | Nein |
| Ja; Darstellung der Maßnahme |
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Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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17,1 kB
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