Kreis Segeberg. Bei Bornhöved krachen ein Gefahrgut-LKW und ein Auto zusammen, bei Heidmühlen lodert ein Ackerbrand und die Klinik in Bad Segeberg bereitet sich auf einen Massenanfall von Verletzten vor, die das
Deutsche Rote Kreuz (DRK) von der Patient*innenablage in Wahlstedt dort abliefert. Diese und weitere Szenarien haben am Wochenende bei der groß angelegten Kreis-Übung "KatSE25" des Katastrophenschutzes auf dem Programm gestanden. Neben rund 300 Einsatzkräften von Feuerwehr, DRK und Technischem Hilfswerk (THW) waren auch rund 100 Organisator*innen, Beobachter*innen und Verletztendarsteller*innen im Einsatz.
Im Zentrum der Übung stand zudem die Einrichtung eines Bereitstellungsraumes für Hilfskräfte inklusive Übernachtung und Verpflegung. In der Kreissporthalle in Bad Segeberg wurden dafür über 300 Feldbetten sowie Versorgungsstationen und zwei Feldküchen aufgebaut. Die beteiligten Einheiten fuhren den Bereitstellungsraum bereits am Freitagabend an und Teile von ihnen mussten auch nachts kleinere Einsatzlagen/Übungsteile durchlaufen, sodass Schlaf zur Mangelware wurde.
Am Samstagvormittag waren dann alle gefragt, wobei jedes der Einsatzszenarien seine eigenen Herausforderungen hatte und die Übungsleitungen bewusst kleinere und größere Fallstricke eingearbeitet hatten. Die Kräfte des THW standen beispielsweise vor der Herausforderung, in einem Kieswerk eine Löschwasserförderung für einen Waldbrand aufzubauen. Problem: Die Pumpe würde Sand ziehen und binnen kurzer Zeit ihren Dienst versagen. Hier waren Ideenreichtum, Improvisation und technischer Sachverstand gefragt.
Bei einer Realbrandbekämpfung waren auch rund 100 Kräfte vom Katastrophenschutz des Kreises Plön dabei, die in Theorie und Praxis nicht nur Löschtechniken gelernt haben, sondern auch das Anlegen eines sogenannten Wundstreifens, auch Feuerschneise genannt. Dabei wird ein Streifen der Vegetation, insbesondere der trockene Teil entfernt – in diesem Fall mit Spitzhacken. Hinzu kam ein simulierter Flugabsturz im
Segeberger Forst, bei dem zahlreiche Wanderer*innen verletzt worden sind.
Neben Drohnen war auch der Feuerwehr-Flugdienst (FFD) Holstein im Einsatz, eine spezialisierte Einheit, die Brände aus der Luft lokalisiert und in unzugänglichen Gebieten schnelle Hilfe leisten kann. Mit modernster Technik und ausgebildeten Teams unterstützt er unter anderem bei Katastrophenlagen. Unterhalten wird der FFD von den Kreisfeuerwehrverbänden Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg
"Die Katastrophenschutzübung hat ein effizientes Zusammenwirken der verschiedenen Organisationen gezeigt", sagt Landrat Jan Peter Schröder, der an beiden Tagen vor Ort war. "Einheiten aus unterschiedlichen Fachbereichen konnten wichtige Erfahrungen sammeln und ich bedanke mich bei allen ehrenamtlichen Kräften, die regelmäßig im Dienst der Allgemeinheit im Einsatz sind und dabei ihre wertvolle Freizeit zur Verfügung stellen." Übungen dieser Größenordnung seien nicht alltäglich, aber notwendig, "denn sie bringen wichtige Erkenntnisse zur Optimierung des Bevölkerungsschutzes".
Kreis Segeberg. Wenn der Strom ausfällt, schlägt die Stunde der Netzersatzanlagen (NEA), die im Fall der Fälle eine weitere Stromversorgung sicherstellen können. Im Rahmen eines Pilotprojekts der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und des Katastrophenschutzes des Kreises Segeberg haben zwölf THW-Helfer*innen sowie Katastrophenschutzhelfer*innen der neu gegründeten Kreis-Facheinheit Elektroversorgung eine Woche lang eine Qualifizierung als Bedienpersonal großer Netzersatzanlagen durchlaufen.
Schwerpunkte für die Teilnehmer*innen, die allesamt beruflich über einen elektrotechnischen Hintergrund verfügen, waren unter anderem die Stromeinspeisung bei Gebäuden und in bestehende Stromnetze. Neben einem kürzeren Theorieteil ging es während der fünf Tage vor allem ums praktische Üben – also Aufbau des Geräts, Messen, Einspeisen.
Netzersatzanlagen versorgen in erster Linie besonders wichtige Stromverbraucher mit Energie – darunter IT-Systeme, Serverräume, Produktions- und Telekommunikationsanlagen oder medizinische Einrichtungen. Netzersatzanlagen bieten also Notstrom für elektronische Geräte bei Ausfällen oder Störungen im Stromnetz.
Neben stationär installierten Anlagen gibt es auch mobile. Diese kommen häufig bei Hilfsorganisationen oder der Feuerwehr zum Einsatz, um im Katastrophenfall die Stromversorgung kritischer Anlagen aufrechtzuerhalten. Die Ersatzstromversorgungsanlage kann an den Einsatzort transportiert werden, etwa in Form eines Notstromaggregats auf einem Anhänger. Die Katastrophenschutzeinheiten des Kreises verfügen über eine große NEA mit 250 Kilovoltampere und vier kleinere Anlagen.
Die Ausbildung hat in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Bad Segeberg stattgefunden und wurde von einem Ausbilder des THW-Ausbildungszentrums Hoya (Niedersachsen) durchgeführt. "Dass das THW Schulungen vor Ort anbietet, ist neu in Schleswig-Holstein und somit ein erstmaliges Gemeinschaftsprojekt dieser Art", sagt Jens Lorenzen, Leiter des Fachdienstes Feuerwehrwesen, Zivil- und Katastrophenschutz, Rettungswesen.