Drucksache - DrS/2021/232
Grunddaten
- Betreff:
-
Außendarstellung und Wahrnehmung von pädagogischen Berufen
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Drucksache
- Federführend:
- Kita, Jugend, Schule, Kultur
- Bearbeitung:
- Henny David
- Verfasser 1:
- Herr Füller
- Ziele:
- 1. Ziel 1 - moderner öffentlicher Dienstleister; 5. Ziel 5 - Zusammenleben aller Menschen; 6. Ziel 6 - inklusive Bildungschancen
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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Vorberatung
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04.11.2021
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Erledigt
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Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport
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Vorberatung
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16.11.2021
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Erledigt
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Hauptausschuss
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Vorberatung
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25.11.2021
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Erledigt
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Kreistag des Kreises Segeberg
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Entscheidung
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02.12.2021
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Kreis Segeberg fördert die Entwicklung von Werbemaßnahmen zur verbesserten Außendarstellung und Wahrnehmung von pädagogischen Berufen. Die Ausbildungsstandorte am BBZ Segeberg und BBZ Norderstedt, wie auch die Ausbildungs- und Arbeitsorte im Kreis Segeberg sollen durch die Werbekampagne bei der kontinuierlichen Fachkräftegewinnung unterstützt werden. Dabei sollen mit den Mitteln einer Imagekampagne für pädagogische Berufe im Kreis Segeberg die Attraktivität der Ausbildungsgänge und der direkte Übertritt in den Arbeitsmarkt für diese Berufsgruppe ein besonderes Augenmerk erhalten. Dazu sind Haushaltmittel in Höhe von 30.000 € in die Änderungsliste zum Haushalt 2022 aufzunehmen. Von einer Fortsetzung der Förderung in den Jahren 2023 und 2024 ist auszugehen.
Das BBZ Segeberg wird federführend damit beauftragt, gemeinsam mit Vertreter*innen der Verwaltung und des BBZ Norderstedt, eine Werbekampagne für pädagogische Berufe zu entwickeln und im Jahre 2022, in enger Abstimmung mit den beteiligten Partner*innen, auch entsprechend mit der Umsetzung zu beginnen.
Sollten sich im Verlauf der Entwicklung der Werbemaßnahmen Förderungsmöglichkeiten aus Landes- oder Bundesförderung ergeben, sind diese einzuwerben und vorrangig einzusetzen.
Sachverhalt
Zusammenfassung:
Die Auswirkungen des Fachkräftemangels zeigen sich in vielen Bereichen, Branchen und Berufsgruppen, so auch bei den pädagogischen Berufen, insbesondere im Bereich der Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche im Kreis Segeberg. Um die Attraktivität der schulischen Ausbildungsberufe Sozialpädagogische Assistent*in (SPA) und Erzieher*in zu stärken und die Quote des Übertritts in die nachfolgenden Arbeitsmöglichkeiten im Kreisgebiet deutlich zu befördern, schlägt der Kreis Segeberg gemeinsam mit den Geschäftsführer*innen der beiden BBZ die Entwicklung und Umsetzung von geeigneten Werbemaßnahmen vor.
Sachverhalt:
Der Kreis Segeberg hat in den letzten Jahren sehr aktiv in den Ausbau und die Weiterentwicklung von Betreuungsangeboten für Kinder und Jugendliche investiert. Mit dem 1.600-Plätze-Programm wurde mit dem Haushaltsjahr 2020 ein weiteres hochdotiertes Förderprogramm zum Ausbau der Kindertagesbetreuung in Betreuungseinrichtungen auf den Weg gebracht, das eine Förderung von 20 Mio € bis 2027 umfasst. Zugleich zeigt sich aber immer deutlicher, dass bereits bei den bestehenden Einrichtungen der Fachkräftemangel die Sicherstellung des bestehenden Kitaplatzangebotes gefährdet. [1]
„Zwischen 2011 und 2020 hat ein enormer quantitativer sowie
qualitativer Ausbau des frühkindlichen Bildungssystems in SH zu einem Anstieg des KiTa-Personals um fast 59 % auf 20.962 Tätige geführt; in den Horten rund 18 % bzw. 818 Personen.
(Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2021).
Der Ausbau wird zwar forciert, die zur Verfügung stehenden neuen und zusätzlichen Fachkräfte können aber weder auf dem Arbeits- noch auf dem Ausbildungsmarkt ohne zusätzliche Anreize sofort und bedarfsdeckend gefunden werden. Dazu ist die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten für pädagogische Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung oder einem sozialpädagogischen wie auch artverwandten Studiengang, in allen Landesteilen und den angrenzenden Bundesländern viel zu groß.
So herrscht, vergleichbar zum Bereich der Pflegefachkräftesituation, ein stetiger Wettbewerb um die kommenden und die bestehenden Fachkräfte. Zugleich buhlen viele Ausbildungsmöglichkeiten an den Fachschulen für Pädagogik (Erzieher*in/Praxis integrierte Ausbildung - PiA) und den Berufsfachschulen (BFS III für Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten) im Land SH und den benachbarten Bundesländern um die Fachkräfte von morgen.
BBZ im Wettbewerb um die kommenden Auszubildenden
Die Nähe zu den größeren Städten in Schleswig-Holstein und ganz besonders zur Hansestadt Hamburg, stellt die BBZ-Standorte im Kreis Segeberg vor große Herausforderungen, den dringend benötigen auszubildenden Nachwuchs an Erzieher*innen zu gewinnen. Die gerade bei jungen Menschen verfangende starke Anziehungskraft von Städten führt auch dazu, dass der ländliche Raum zusätzliche Anstrengungen unternehmen muss, um künftige Auszubildende in der Region (dauerhaft) zu halten. Auch, wenn bei vielen „ausgewanderten“ Auszubildenden und Fachkräften eine Rückkehr nicht ausgeschlossen ist, so geschieht diese meist erst um Jahre und sogar Jahrzehnte versetzt. Somit fehlen diese Kräfte vorerst im Kreis Segeberg.
Die Einführung der PiA Angebote mit jeweils einer Klasse pro Jahr und Standort, beginnend ab 2019 am BBZ-Standort Norderstedt, als Außenstelle des BBZ Segeberg (siehe dazu DrS/2020/013) und ab 2020 auch am BBZ Segeberg, führte zwar zu einer Verbreiterung und Attraktivitätssteigerung des Ausbildungsangebotes für Erzieher*innen, sorgte im Gegenzug aber auch zu deutlich höheren finanziellen Belastungen bei den beteiligten Ausbildungsbetrieben und den Trägern der Einrichtungen. Belastungen die bisher so gut wie gar nicht durch Einsparungen, Mittelzuweisungen aus dem KitaG oder Förderungen kompensiert werden können.
PiA Betriebe fördern schafft mehr Fachkräfte?
So droht, durch die bereits weggefallene finanzielle Förderung des Bundes. zum Beispiel dem in der Landeshauptstadt Kiel aufgebauten PiA Angebot, aufgrund der zu hohen finanziellen Belastungen für die Stadt, bereits nach einem Durchlauf wieder das Aus. Diese Kosten stehen dort, wie vielerorts, einem vergleichbar geringen jährlichen Output an potenziellen neuen Fachkräften gegenüber.
Jetzt könnte man meinen, dass eine zusätzliche Förderung der Ausbildungsbetriebe durch den Kreis hier zu einer nennenswerten Verbesserung des Fachkräfteoutputs führen könnte. Dem ist aber nicht so, da hier ja nur den bestehenden Ausbildungskapazitäten bei den Betrieben mit einer finanziellen Entlastung für die Ausbildungsbetriebe begegnet wird. Für die Auszubildenden des PiA Bildungsganges selbst ändern sich daher weder die Rahmenbedingungen noch gibt es mehr Auswahl bei den Ausbildungsplätzen. Neben den Betrieben bleibt auch die bisher landesseitig (SHIBB) beschränkte Klassenzahl pro PiA Jahrgang (je eine mit 25 SuS pro BBZ) der limitierende Faktor.
Um aber weitere Betriebe zu motivieren, PiA Plätze zur Verfügung zu stellen, ist es eine in ihrer langfristigen Wirkung nicht zu unterschätzende Maßnahme für den wichtigen Erhalt des PiA Angebotes im Kreis. So ist das mit Beteiligung des Bildungsmanagements erarbeitete und in der Beschlussvorlage DrS/2021/231 vorgeschlagene „Maßnahmenpaket … zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften in den Kitas“ auch ein wichtiger Beitrag für die langfristige Sicherung von PiA Ausbildungskapazitäten im Kreis Segeberg.
Grundsätzlich muss hier festgestellt werden, dass es eine klare Landes- und Bundeszuständigkeit in der Förderung von Angeboten wie der PiA geben müsste. Dass die benannten Förderpartner*innen sich hier, nach kurzer Anschubfinanzierung, bereits wieder aus der Verantwortung gezogen haben (Bund) oder bisher noch gar nicht eingetreten sind (Land), ist weden verständlich, noch akzeptabel und bei dem aktuellen Fachkräftemangel und aus dem neuen KitG gestiegenen Fachkräftebedarf in den bestehenden Gruppen, auch völlig unverständlich.
PiA vs. SPA und Erzieher*innen
Die Plätze im PiA Bildungsgang sind unter anderem wegen der attraktiven Rahmenbedingungen sehr begehrt bei zukünftigen Auszubildenden. Das belegen auch die Bewerber*innenzahlen der BBZ. Im Gegensatz zu ihren SPA und Erzieher*innen Pedanten haben diese einen Ausbildungsvertrag mit einer monatlichen Vergütung (1.140 € im ersten, 1.202 € im zweiten und 1.303 € im dritten Jahr), eine wöchentliche mindestens zweitägige Praxisphase in einer Kita und die Möglichkeit eines direkten Anschlussvertrages.
Dies alles fehlt den klassischen schulischen Ausbildungsgängen. So leidet insbesondere der Bildungsgang der Erzieher*innen, nicht nur wegen der hohen Zugangsvoraussetzung (Abitur oder MSA mit abgeschlossener Ausbildung), bereits unter sinkenden Bewerber*innenzahlen. Hinzu kommt, dass viele Bewerber*innen sich zeitgleich an mehreren Standorten in SH bewerben und zum Beispiel in Hamburg auch erleichterte Zugangsbedingungen haben. Schaut man hier zusätzlich auf die Merkmale Geschlecht oder Neuzugewanderten Hintergrund der Bewerber*innen, dann fällt deutlich auf, dass die letzten beiden Gruppen bisher prozentual wenig in dieser Ausbildungsgruppe vertreten sind. Für diese Zielgruppen ist eine Ausbildung im pädagogischen Bereich bisher auch aus Image und Verdienstgründen uninteressant, zumal auch klassische Geschlechterrollenbilder, bei männlichen Personen, hier stark ins Gewicht fallen.
Attraktivität steigern – positives Image entwickeln – Berufseinstieg fördern
Es spielen also viele Faktoren eine Rolle, die zusammen das Image beeinflussen. Die Attraktivität einer dreijährigen schulischen Ausbildung, noch dazu im ländlichen Raum, steht und fällt dann auch mit dem Image des zukünftigen Berufes. Und genau an diesem Punkt soll mit der „Entwicklung von Werbemaßnahmen an den BBZ Segeberg und BBZ Norderstedt zur kontinuierlichen Fachkräftegewinnung in pädagogischen Berufen“ angesetzt werden. Dazu wollen die Beteiligten Partner*innen gemeinsam mit einer professionellen Werbeagentur eine Image Kampagne ins Leben rufen, die alle hier benannten Punkte aufgreift.
Allen ist klar, dass sich bestimmte Rahmenbedingungen (fehlende Vergütung in der Ausbildung z. B.) nicht einfach durch eine Imagekampagne ausgleichen lassen. Zugleich zeigt sich aber in vielen Arbeitnehmerbefragungen, dass Vergütung auf der Wunschliste für zukünftige Tätigkeiten nicht die höchste Priorität hat. Vielmehr sind es häufig die Bereiche sinnstiftende Tätigkeit ausüben, eine positive Arbeitsatmosphäre und die Wertschätzung für geleistete Arbeit erfahren. Diese Punkte werden wir aufnehmen und durch die Werbekampagne positiv verstärken. Durch klare, positive Botschaften und eine moderne, ansprechende Bildsprache, sollen sich junge Menschen, aber auch ihre Freunde und Eltern, als wichtigste Fürsprecher für eine Berufswahlentscheidung, angesprochen und in ihrer Entscheidungsfindung empathisch geleitet werden.
Entscheidungsbooster für die Berufswahlentscheidung
Flankiert würden diese Werbemaßnahmen durch gezielte Aktivitäten der Jugendberufsagentur gemeinsam mit den BBZ im Kreis Segeberg die u. a. mit einer breit aufgestellten direkten Ansprache der Abgangsjahrgänge durch die Imagekampagne erfolgt. Hinzu kommt eine vom Bildungsmanagement bereits vorgeplante mobile Werbetour für pädagogische- und Pflegeberufe, die Corona bedingt 2020 und 2021 nicht durchgeführt werden konnte, durch einen noch zu beauftragenden Durchführungspartner.
Das in der DrS/2021/231 vom Fachdienst Kita, Jugend, Schule, Kultur und dem Bildungsmanagement zusammen mit den benannten Partnern*innen entwickelte „Maßnahmenpaket … zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften in den Kitas“ im Kreis Segeberg bildet den entscheidenden Brückenschlag zu den in dieser Vorlage benannten Vorschlägen zur verbesserten Fachkräftegewinnung im Bereich der pädagogischen Berufe. Die Maßnahmen zusammengenommen wirken positiv Image bildend, unterstützen die intrinsische Motivation der Bewerber*innen und wirken sich als positive „Entscheidungsbooster“ auf die Berufswahlentscheidung und die spätere Arbeitsaufnahme im Kreis Segeberg aus. Dabei werden alle wichtigen Schritte mit der Werbekampagne sinnstiftend unterstützt und durch die Impulse aus dem Maßnahmenpaket wertschätzend begleitet.
Dabei geht es eben beim Image eines Berufs nicht nur um die Berufswahlentscheidung, die Bewerbung und den Antritt des Ausbildungsplatzes, sondern, und das ist entscheidend, es geht auch um den erfolgreichen Start ins Berufsleben in einer Betreuungseinrichtung für Kinder- und Jugendliche im Kreis Segeberg.
Im Rahmen einer Markterkundung durch das BBZ Segeberg wurden im Sommer 21 Werbeagenturen angefragt und um eine Angebotsabgabe gebeten. In den Angeboten waren jeweils die Entwicklung einer Kampagne, einer passenden Landingpage, Social-Media-Marketing Maßnahmen, Werbemaßnahmen auf verschiedenen Verbreitungswegen und klassische Anzeigenwerbung enthalten. Daraus ergab sich ein durchschnittlicher Gesamtbudgetbedarf für die verschiedenen Angebotsbereiche von ca. 30.000€ für die Entwicklung und erstmalige Umsetzung einer entsprechenden Kampagne im Jahr 2022.
[1] Siehe dazu: Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2021 - Profile der Bundesländer – hier SH - www.fachkraefte-radar-kita-grundschule.de, Bertelsmann Stiftung 2021
Finanz. Auswirkung
Finanzielle Auswirkungen:
| Nein |
x | Ja: |
| Darstellung der einmaligen Kosten, Folgekosten |
| Ab 2022 fördert der Kreis Segeberg die Entwicklung von Werbemaßnahmen zur verbesserten Außendarstellung und Wahrnehmung pädagogischer Berufe an den BBZ Segeberg und BBZ Norderstedt zur kontinuierlichen Fachkräftegewinnung in pädagogischen Berufen mit 30.000€, die in die Änderungsliste zum Haushalt 2022 aufzunehmen sind. |
x | Mittelbereitstellung | |
x | Teilplan: 365 – Tageseinrichtungen für Kinder | |
| In der Ergebnisrechnung | Produktkonto: 3651000 Sonstige schulische Aufgaben |
| In der Finanzrechnung investiv | Produktkonto: |
| Der Beschluss führt zu einer über-/außerplanmäßigen Aufwendung bzw. Auszahlung | ||
| in Höhe von |
| Euro |
| (Der Hauptausschuss ist an der Beschlussfassung zu beteiligen) |
| Die Deckung der Haushaltsüberschreitung ist gesichert durch | |
| Minderaufwendungen bzw. -auszahlungen beim Produktkonto: |
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| Mehrerträge bzw. -einzahlungen beim Produktkonto: |
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Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen sind betroffen:
| Nein |
x | Ja |
Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen wurden berücksichtigt:
| Nein |
x | Ja |
