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Geheimnisse vs. "Ich habe nichts zu verbergen"

Liebe Mitarbeiter*innen,

Wenn es um Datenschutz geht, werden viele den Spruch "Ich habe ja nichts zu verbergen" zu hören bekommen. Er drückt das subjektive Gefühl vieler aus, dass sie sich aus strafrechtlicher Sicht nichts vorzuwerfen haben. Viele nutzen täglich Geräte und Verfahren (z.B. Smartphone, Whatsapp, Alexa etc.), die objektiv datenschutzrechtliche Mängel aufweisen. Sie sind sich  dessen bewusst, sehen aber gleichzeitig keine für sich realistische Handlungsalternative. Zum Teil aus Gewohnheit (Suchtverhalten), teils aus dem Bedürfnis heraus, die gängigen, etablierten Handlungs- u. Denkweisen nicht in Frage stellen zu wollen (das machen wollen, was alle machen). Aus diesem Zwiespalt heraus entsteht das Bedürfnis, diesen durch Leugnen der Gefahren und Einschränkungen aufzulösen.

Dieser Selbstbetrug wird durch diese Grafik einer Postkarte des ULD illustriert:



Privatheit macht Freiheit erst möglich, Geheimnisse gehören zu unserem Leben wie die Entscheidung, mit wem ich wie eng befreundet bin und wem ich wieviel von mir preisgeben möchte!


Typischerweise propagieren insbesondere die Personen und Institutionen Transparenz und das "Ende der Privatheit", die dies für sich selbst unter keinen Umständen gelten lassen würden ("Google weiß alles über Dich, was weißt Du über Google?").
In dem Film "the Circle" wird dies sehr schön veranschaulicht. Hier führt die Auflösung dieses Widerspruchs in einem öffentlichen Show-Down zur Absetzung der Geschäftsführung eines global agierenden Überwachungsunternehmens.

In der ZDF-fiktiven Doku "OPERATION NAKED" werden die verschiedenen gegensätzlichen Positionen auf dramatische und eindrucksvolle Weise dargestellt. Gerade die Position, dass das "veraltete Konzept der Privatsphäre" gerade für Diskriminierung, Ausgrenzung und Verbrechen verantwortlich ist, nimmt hier einen breiten Raum ein. Wenn man dies jedoch einmal zu Ende denkt, zeigt sich, dass es die Schwachen und Schutzlosen  angreifbar macht und ihnen ihre Würde nimmt.
Für die Angreifer gilt dies jedoch oft nicht. Kriminelle Täter und Organisationen arbeiten tlw. gerade mit der Abschreckung durch ihre Gewaltstraftaten. Eine wirksame Strafverfolgung würde hierdurch vermutlich vereitelt werden, da die Täter wissen, wie sie den Akteuren (z.B. Staatsanwält*innen, Richter*innen, Polizei) essentiellen Schaden zufügen können ("ich weiß, wo Deine Kinder zum Kindergarten gehen...").

Im  Endeffekt könnte dies vermutlich zu einer Gewaltdiktatur führen, deren potentielle Opfer den Tätern durch z.B. Google Glasses auf dem Silbertablett serviert würden, die Täter aber kaum Nachteile dadurch haben. Und selbst wenn, würde sich der Aufwand, diesem System zu entfliehen, für die Täter lohnen. Privatpersonen und potentielle Opfer haben diese Möglichkeit in der Regel nicht.
Durch das propagierte "Ende der Privatheit" würde sich also eine Machtverschiebung zu Gunsten von Straftätern und somit zum Bösen allgemein einstellen.


Ausführlicher Artikel zu diesem Thema im Sonntagsmagazin der Segeberger Zeitung v. 06.07.2019:
Geheimnisse SZ Sonntagsmagazin 2019 07 06


Bitte beachten Sie auch meinen Artikel zum Thema "Google Glasses" inkl. Fiktive Doku des ZDF zum Thema "Google Glasses": OPERATION NAKED - Die Wunderbrille kommt!:
Google Glasses und Datenschutz


Über Rückmeldungen sowie Anregungen für weitere Themen würde ich mich sehr freuen.

Autor: Olaf Kuhlbrodt, 24.04.2020 
Quelle: Kreis Segeberg