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Datenkrake Facebook

Liebe Mitarbeiter*innen,

ich möchte Sie hiermit auf einige aus meiner Sicht interessante Artikel aus der Zeitschrift „ct“ (Magazin für Computer und Technik) aus dem Heise-Verlag, Hefte 24 2016, aufmerksam machen.

Sie befassen sich mit dem Thema „Facebook“ versus Datenschutz. Zusätzlich habe ich die Presseerklärung des ULD zum Thema "Gefühlsanalyse in sozialen Medien" anhgehängt.

Alle von Ihnen kennen vermutlich Facebook, viele dürften dort auch angemeldet sein. Die allermeisten dürften zudem die zugehörigen, aufgekauften Dienste „Instagram“ oder „WhatsApp“ nutzen. Insbesondere letzterer ist kostenlos und werbefrei, was die Frage aufwirft, wie sich dieser Dienst finanziert. Der derzeitige Hauptnutzen für die Eigentümer dürfte daher in der Datenerhebung liegen. Zwar gibt es die Möglichkeit, die Nachrichteninhalte zu verschlüsseln, wie wirksam dies insbesondere gegenüber dem Betreiber selbst ist, kann jedoch von außen nicht beurteilt werden. Unabhängige Untersuchungen oder Zertifizierungen gibt es hierzu nicht. Allein aus dieser Tatsache heraus kann jeder seine (naheliegenden) Schlüsse ziehen.

In jedem Fall werden die Verbindungsdaten (wer mit wem), die Standortdaten (von wo aus) und die Adressdaten (Synchronisierung des Adressbuches) ermittelt. Allein aufgrund der Standortdaten lassen sich umfangreiche Rückschlüsse ziehen wie z.B.
- Freundeskreis (auch von nicht bei Facebook angemeldeten Nutzern, wer befindet sich häufiger mit wem in unmittelbarer Nähe)
- Beruf
- Wohnort
- Arztbesuche
- sportliche Aktivitäten (Jogging, Fahrradfahren)
- politische Aktivitäten und Einstellungen (an welchen Demos habe ich teilgenommen) etc.

Facebook betreibt somit die vermutlich größte private Datensammlung und wertet diese mittels „Big Data“ größtmöglich aus.
Beachten Sie bitte hierzu auch meinen Artikel zu diesem Thema: 
Big Data vs Datenschutz



Doch wie genau geht Facebook vor, welche Auswirkungen hat dies auf die Nutzer dieser Dienste und sogar auf diejenigen, die diese meiden?

Diesen Fragestellungen wird im Detail in 4 Artikeln der ct nachgegangen:

Facebook Datenkrake ct24 2016

Facebook Datenherkunft ct24 2016

Facebook Selbstschutz ct24 2016

Facebook vs Datenschutzrecht ct24 2016


Darüber hinaus erschien ein komplettes Sonntags-Journal der Segeberger Zeitung am 05.05.2018 zum Thema "Social Media" mit einer aus meiner Sicht hervorragend gelungenen Darstellung des Themas:

Soziale Netzwerke die kritische Masse SZ Sonntagsjournal 2018 05 05

Niemand kennt mich so wie Du SZ Sonntagsjournal 2018 05 05

China Social score SZ Sonntagsjournal 2018 05 05


Weitere aktuelle Artikel:

Bessere Zensuren Scoring in China ct Nr2 2018 

Facebook Kartellamt gegen umfassende Datensammlungen SZ 2019 02 08

Facebook eine Gefahr fuer die Gesellschaft SZ 2019 09 11

Artikel aus der Segeberger Zeitung, 06.10.2021 anläßlich eines 6-stündigen Totalausfalls aller Facebook-Dienste:

Facebook die Akte SZ 2021 10 06

Artikel aus der Segeberger Zeitung, 04.02.2022, zu den Problemen von Facebook, u.a. die Planungen der EU-Kommission für eine stärkere Regulierung:
Facebook hat ein Problem SZ 2022 02 04

Artikel aus der Segeberger Zeitung, 16.12.2021, über die rasante Zunahme v. Onlinehass und -extremismus:
Cyberkriminelle finden mehr Opfer SZ 2021 12 16 


Artikel aus der Segeberger Zeitung, 31.03.2023: Facebook war gestern:
Social Media steckt in der Identitätskrise. Facebook stagniert, bei Twitter geht’s giftig zu, Tiktok und Instagram sind werbeverseucht. Immer mehr Menschen sind genervt. Das Web 2.0 stirbt schleichend. Die Frage ist: What’s next?:
Facebook_war_gestern__SZ_2023_03_31

Filmbericht der ARD v. 07.03.2023 zu diesem Thema: "Die Machtmaschine":
Film: Die Machtmaschine

ULD – Pressemitteilung v. 3. Mai 2017 

„Ich weiß, wie Du Dich letzten Sommer gefühlt hast“ –

Gruselig: Gefühlsanalyse in sozialen Medien 

Angeblich soll Facebook die Gefühle von Jugendlichen ausgewertet haben, damit diese Informationen von Werbekunden genutzt werden konnten – so ein australischer Medienbericht. Facebook weist dies zurück: Es sei um ein besseres Verständnis für das Marketing gegangen, wie Nutzerinnen und Nutzer sich auf Facebook ausdrücken. Die Analyse sei nie für gezielte Werbung verwendet worden. Das halbe Dementi von Facebook zeigt aber vor allem eines: Gefühlsanalyse findet statt. 

An der automatisierten Auswertung von Äußerungen der Nutzerinnen und Nutzer wird seit Jahren geforscht. Unter dem Begriff „Sentiment Analysis“ (Gefühlsanalyse) versteht man die Auswertung von Text oder biometrischen Informationen wie Stimme, Gesicht oder Körperhaltung von Personen, um daraus ihre Emotionen zu bestimmen. Beispielsweise wollen Unternehmen durch eine automatische Textanalyse bei Diensten wie Twitter herausfinden, welche Reaktionen es auf ihre Produkte gibt. Unzufriedene Kunden können dann von den Unternehmen angesprochen werden, um deeskalierend zu wirken und etwaige Probleme auszuräumen, bevor sich die negative Kritik – beispielsweise in einem sogenannten „Shitstorm“ – verbreitet.

Durch den Bericht in der australischen Presse hat sich nun herausgestellt, dass auch Facebook Gefühlsanalyse betreibt. Es heißt in dem Medienbericht, dass bei jugendlichen Nutzerinnen und Nutzern aus Australien und Neuseeland psychologische Erkenntnisse abgeleitet wurden.

Dazu soll gehört haben, ob sich die Teenager ängstlich, nervös, gestresst, dumm, unsicher, wertlos oder als Versager fühlen. Während Facebook die Weitergabe solcher Information über die Gemütslage an Werbetreibende dementiert, bestreitet das soziale Netzwerk nicht die Forschung zur Gefühlsanalyse mit den Daten seiner jugendlichen Mitglieder in Australien.

Marit Hansen, Leiterin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD), kommentiert dies: „Das Geschäftsmodell von Facebook basiert auf Werbung, die auf die Nutzerinnen und Nutzer zugeschnitten wird. Da liegt es nahe, dass ein Unternehmen, das in das Ausforschen von Gefühlen investiert, diese Informationen auch für Werbezwecke nutzen will – wenn noch nicht im Jahr 2017, dann möglicherweise später. Es ist aber in höchstem Maße unethisch, die Gemütslage von Jugendlichen auszunutzen. Wer sich gerade als Versager, niedergeschlagen oder unsicher fühlt, ist besonders verletzlich. Daraus darf kein Profit geschlagen werden!“

Bereits jetzt werden auch bei Facebook Systeme im Werbebereich eingesetzt, die Verbraucherinnen und Verbraucher feingranular in Kategorien einteilen. Das Angebot der Firma Acxiom sieht für die USA 70 solcher Kategorien vor, die sich nach Alter, Familienstand, Ausbildung, Einkommen, Wohnsituation, Hobbys, Medienverhalten usw. unterscheiden.

Beispielsweise werden 3,8 % der US-amerikanischen Haushalte den „Apple Pie Families“ zugeordnet, die gut ausgebildet sind, häufig Doppelverdiener mit Kindern sind, ein Haus besitzen, oft einen Minivan fahren, Radio hören, Shoppen gehen und Wert auf Vorsorge legen. Für Deutschland hat man verwandte Kategorien entwickelt, die ebenfalls auf die Lebenssituation eingehen und Annahmen über die Interessen und das Kaufverhalten umfassen, selbst wenn die genauen personenbezogenen Daten gar nicht bekannt sind. Solche Kategorien heißen beispielsweise „Alleinerziehend & kleines Budget“, „Lebensabend & genügsam“ oder „Midlife plus & Genuss“. Auf dieser Basis wird online und offline über zielgruppenspezifische Werbung und Ansprache der Kundschaft entschieden.

Marit Hansen sagt dazu: „Das eigentliche Problem liegt nicht in der

Werbung: Wann immer psychologische Profile und die Höhen und Tiefen im Leben ausgewertet werden, wird es gruselig. Wer ahnen muss, dass ständig sein Verhalten unter die Lupe genommen wird, kann sich nicht mehr unbefangen im Netz bewegen. Keiner weiß, was mit diesen ausgewerteten Informationen geschieht und welche Entscheidungen heute oder künftig auf Basis dieser Analysen gefällt werden – ob im Werbebereich, am Arbeitsplatz oder beim Vorhersagen von politischen Meinungen. Die Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Medien dürfen nicht zu Versuchskaninchen in einem riesigen Experiment werden.“

Bei Nachfragen zu dieser ULD-Presseerklärung wenden Sie sich bitte an:
Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein
Holstenstraße 98
24103 Kiel
Tel: 0431 988-1200
E-Mail: mail@datenschutzzentrum.de




Über Rückmeldungen sowie Anregungen für weitere Themen würde ich mich sehr freuen.

Autor: Olaf Kuhlbrodt, 03.04.2023 
Quelle: Kreis Segeberg