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15.11.2023: Gleichstellungsbeauftragte: Nein zu Gewalt an Frauen!


Kreis Segeberg. Fast alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer häuslicher Gewalt. Jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Ex-Partner, eine Frau zu töten. "Die statistische Auswertung der Bundesregierung ist erschreckend", sagt Kreis-Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Höppner. Allein im Kreis Segeberg wurden der Polizei im Jahr 2022 insgesamt 394 Fälle häuslicher Gewalt bekannt. Das ist laut Kriminalstatistik der Polizeidirektion Bad Segeberg ein Anstieg von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Fachleute der Hilfestellen gehen sogar von einer weitaus größeren Zahl aus, weil nicht alle Betroffenen zur Polizei gehen oder sich an anderswo Hilfe holen.

Gemeinsam mit dem Landesinnungsverband des Bäckerhandwerks wollen die Gleichstellungsbeauftragten von Behörden, die lokalen Bündnisse "Gewalt gegen Frauen" sowie das "KIK – Netzwerk häuslicher Gewalt" auch in diesem Jahr anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen auf das Thema aufmerksam machen. Schirmfrau ist Aminata Touré, Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein.

Am 25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen – ein jährlicher Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen. "Häusliche Gewalt ist kein reines Frauenproblem, sondern ein gesamtgesellschaftliches", sagt Höppner. Sie betont: "Um geschlechtsspezifischer Gewalt ein Ende zu setzen, müssen alle Menschen die Formen der Gewalt und deren Grundlagen kennen und sich entschieden dagegen einsetzen." Häusliche Gewalt mache weder vor Geld noch sozialem Status Halt und komme in allen gesellschaftlichen Gruppen vor. "Deswegen müssen wir genau hinsehen, nachfragen, unsere Hilfe anbieten, um Betroffene mit ihrem Leid nicht alleine zu lassen", ergänzt Tanja Brodzinski von der Gleichstellungsstelle des Kreises.

Im Kreis Segeberg beteiligt sich neben zahlreichen Bäckereien erneut das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Bad Segeberg mit einer Aktion an dem Gedenktag. Die Auszubildenden zur/zum Sozialpädagogischen Assistent*innen wollen am 22. November Selbstgebackenes an Schüler*innen und Lehrer*innen verkaufen. Das Besondere daran werden auch dieses Mal Papiertüten mit dem Aufdruck "Gewalt kommt nicht in die Tüte!" und der Telefonnummer des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" sein.

Im Vorfeld der Verkaufsaktion hat Dagmar Höppner Unterrichtseinheiten zum Thema "Häusliche Gewalt" für die Schüler*innen veranlasst. Die Koordinatorin des KIK-Netzwerkes im Kreis Segeberg, Britta Lüdecke-Kaufholz, informierte und diskutierte zusammen mit Schüler*innen des BBZ darüber.

Bundesweit bekannt ist inzwischen die Fahnenaktion von Terre des Femmes (französisch für "Erde der Frauen"). Am 25. November 2001 ließ die Frauenrechtsorganisation zum ersten Mal die Fahnen wehen, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Seither wird die Aktion von zahlreichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, Parteien, Behörden, Verbänden und Ministerien aufgegriffen und weitergetragen. Auch am Gebäude der Segeberger Kreisverwaltung in der Rosenstraße in Bad Segeberg wird die Flagge gehisst werden. Die Aktion trägt in diesem Jahr den Slogan "#StellDichNichtSoAn – Steh auf gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen".

"Egal ob im Büro, auf Konzerten oder in den eigenen vier Wänden: Viele Frauen Schweigen, um nicht wieder hören zu müssen, sie sollen sich doch nicht so anstellen", weiß Dagmar Höppner. Aber diese Täter-Opfer-Umkehr müsse aufhören, "weswegen wir auch dieses Jahr deutlich machen: Der Kampf gegen Gewalt an Frauen muss weitergehen"!

Von der Bäcker-Innung Nord – Segeberg sind die folgenden Bäckereien bei der Brötchentüten-Aktion dabei: Bäckerei/Konditorei Tackmann GmbH & Co. KG, Boostedt; Bäckerei Wagner, Henstedt-Ulzburg; Bäcker Gräper, Bad Segeberg; Bäckerei Wittorf, Bad Segeberg; Michely Ihr Bäcker GmbH & Co. KG.

Wer Hilfe benötigt, kann sich an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wenden: 08000 116 016 oder an die örtlichen Frauenfachberatungsstellen sowie die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten des Kreises, der Städte, Ämter und Gemeinden.

Hintergrund:

Der Gedenktag am 25. November geht zurück auf den Tod der drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik von Mitgliedern des militärischen Geheimdienstes gefoltert, vergewaltigt und ermordet worden sind. Sie waren im Untergrund tätig und beteiligten sich an Aktivitäten gegen den Diktator Trujillo. Lateinamerikanische und karibische Frauen haben deshalb im Jahr 1981 den 25. November als internationalen Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen ausgerufen. 1999 übernahmen die Vereinten Nationen offiziell den Protesttag.

Dagmar Höppner

Gleichstellungsbeauftragte

Jaguarring 8
23795 Bad Segeberg

15.11.2023