Bericht der Verwaltung - DrS/2024/005
Grunddaten
- Betreff:
-
Gesundheitsberichterstattung (GBE/Health Monitoring) im Rahmen der Strategie öffentliches Gesundheitswesen (Public Health)
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Bericht der Verwaltung
- Federführend:
- Gesundheit
- Bearbeitung:
- Henny David
- Beteiligt:
- FB Ordnungswesen, Straßenverkehr, Verbraucherschutz; Ausländer- u. Asylangelegenheiten; Feuerwehrwesen, Zivil- und Katastrophenschutz, Rettungsdienst; Gleichstellungsbeauftragte; Infektionsschutz und umweltbezogener Gesundheitsschutz; FB Zentrale Steuerung
- Verfasser 1:
- Frau Dr. Walther
- Ziele:
- 3. Ziel 3 - gesundes und soziales Aufwachsen; 5. Ziel 5 - Zusammenleben aller Menschen
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Ordnung, Verkehr und Gesundheit
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Kenntnisnahme
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09.09.2024
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Sachverhalt
Zusammenfassung:
Es werden die Ergebnisse einer kleinräumigen Analyse zum Thema Vermeidbare Sterblichkeit im Kreis Segeberg als Gesundheitsberichterstattung dargestellt. Diese wurden bereits in den gesundheitsbezogenen Fachdiensten 53.10, 53.30 und 53.55. der Fachbereiche II und III vorgestellt. Es ist geplant die Ergebnisse in Form eines Faktenblattes aufzubereiten und auf der Website der Öffentlichkeit bereitzustellen.
Sachverhalt:
Vermeidbare Sterblichkeit – eine kleinräumige Analyse am Beispiel des Kreises Segeberg
Hintergrund: Die Gesundheitsberichterstattung basiert unter anderem auf Auswertungen von Routine- und Sekundärdaten der amtlichen Statistiken. Eine regelhaft in der Gesundheitsberichterstattung verwendete amtliche Statistik ist die Todesursachenstatistik. Ziel dieser Arbeit war die Überprüfung der Anwendbarkeit der OECD-Eurostat Liste vermeidbarer Todesfälle auf kleinräumiger Ebene für den Kreis Segeberg. Nach diesem Konzept gelten Todesfälle als vermeidbar, wenn diese vor dem 75. Lebensjahr auftraten und aufgrund einer der in der Liste aufgeführten Ursachen aufgetreten sind. Die Liste differenziert nach prävenierbaren Todesursachen und behandelbaren Todesursachen. Prävenierbare Todesursachen umfassen Todesursachen, die vorwiegend durch Primärprävention und Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit hätten vermieden werden können. Behandelbare Todesfälle umschreiben Todesfälle, die vorwiegend durch frühzeitige und wirksame Behandlungen im Gesundheitswesen vermeidbar gewesen wären.
Methodik: Die Todesursachen wurden in rollierenden 5-Jahreszeiträumen von 2010-2014 bis 2017-2021 vom Statistik Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein übermittelt. Für den Kreis wurden rohe Mortalitätsraten, für Städte, amtsfreien Gemeinden und Ämter indirekt altersstandardisierte Mortalitätsrate berechnet. Als Standardbevölkerung wurde die Bevölkerung des Kreises Segeberg herangezogen.
Ergebnisse: 2017-2021 wären 252 Todesfälle pro 100.000 Einwohner*innen im 5-Jahresdurchschnitt auf Kreisebene vermeidbar gewesen, in den Städten, amtsfreien Gemeinen und Ämtern zwischen 204 und 402 Todesfälle pro 100.000 Einwohner*innen. Auf Kreisebene dominierte Lungenkrebs mit 38,4 Todesfällen pro 100.000 Einwohner*innen die prävenierbaren Todesfälle, Alkoholspezifische Störungen und Vergiftungen (18,5 Todesfälle je 100.000 Einwohner*innen), Chronische Bronchitis (17,5 Todesfälle je 100.000 Einwohner*innen), Ischämische Herzkrankheiten (15,3 Todesfälle pro 100.000 Einwohner*innen) und Unfallverletzungen (7,5 Todesfälle je 100.000 Einwohner*innen) komplementieren die fünf häufigsten Todesursachen der prävenierbaren Todesfälle.
Die dominierende Einzeltodesursache der vermeidbaren Todesfälle durch Behandlung entfällt mit 15,3 Todesfälle pro 100.000 Einwohner*innen auf die Ischämischen Herzkrankheiten. Brustkrebs nur bei Frauen und Darmkrebs (je 12,7 je 100.000 Einwohner*innen) gefolgt von Venösen Thromboembolien (6,6 Todesfälle je 100.000 Einwohner*innen) und zerebrovaskulären Krankheiten (6,4 Todesfälle je 100.000 Einwohner*innen) waren die nächsthäufigsten behandelbaren Todesursachen.
Diskussion/ Fazit: Die OECD-Eurostat Liste vermeidbarer Todesfälle ist auf kleinräumiger Ebene grundsätzlich anwendbar. Unter Berücksichtigung einiger Limitationen wie keine Geschlechterdifferenzierung, Anzahl an Geheimhaltungsfällen, Verwendung von 5-Jahresmittelwerten und der grundsätzlichen Qualität der Todesursachenstatistik, können wichtige kleinräumige Interventionsräume und -inhalte für die Gesundheitsförderung und Prävention im Kreis Segeberg abgeleitet werden.
So zeigen die Ergebnisse, dass insbesondere Tabakkonsum als Hauptrisikofaktor für Todesursachen wie Lungenkrebs und Chronische Bronchitis inklusive Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (J40-J44) sowie als Risikofaktor für Darm- und Brustkrebs, Ischämische Herzkrankheiten und Zerebrovaskuläre Erkrankungen für vermeidbare Todesfälle im Kreis Segeberg verantwortlich sind. Ebenso ist Alkoholkonsum als eigenständige Todesursache unter den führenden prävenierbaren Todesursachen zu finden.
Ausblick: Die Ergebnisse werden in der nächsten Sitzung der Lenkungsgruppe zur Gesundheitsförderungskonferenz diskutiert. Alkohol- und Tabakkonsum kommen als mögliche Themen für die nächste Gesundheitsförderungskonferenz in Betracht. Weiterhin bieten sich diese Themen für die Gesundheitsförderung für eine vermehrte Öffentlichkeitsarbeit an. Für die Gesundheitsberichterstattung ergeben sich aus den Ergebnissen weitere Fragestellungen, die als separate Themen vertiefend betrachtet werden können z.B. kleinräumige Verteilung ausgewählter Krebserkrankungen.
Dieses Vorgehen kann als erste Praxisanwendung für das neu zu etablierende Konzept der Gesundheitsberichterstattung im Kreis Segeberg betrachtet werden und zeigt die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitsförderung.
Zukünftig wird die Gesundheitsberichterstattung 1x jährlich im OVG über aktuelle Berichte und Tätigkeiten berichten. Nicht nur dann, sondern grundsätzlich hat die Politik die Möglichkeit Impulse für Themen der Gesundheitsberichterstattung zu geben (vgl. Konzeptpapier der Gesundheitsberichterstattung im Kreis Segeberg).
