04.02.2020 - 3.3 Entwicklung der Praxisintegrierten Ausbildung i...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 3.3
- Datum:
- Di., 04.02.2020
- Status:
- gemischt (Sitzungsgeld freigegeben)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Drucksache
- Federführend:
- Jugendamtsleitung
- Bearbeitung:
- Beate Zierke
- Beschluss:
- ungeändert beschlossen
Wortprotokoll
Es liegt eine Beratungsvorlage mit einem Schreiben des Kreises vom 13.12.2019 an das Bildungsministerium sowie die Antwort darauf vom 18.12.2019 vor, wobei vor dem Antwortschreiben am 17.12.2019 ein Evaluationsgespräch mit den beiden beteiligten BBZ und der Fach- und Schulaufsicht stattgefunden hat.
Herr Lorenzen erläutert die Vorlage und geht darauf ein, dass es einen großen Fachkräftemangel im Bereich der Pflege und der pädagogischen Berufe gebe. Hier stelle sich die Frage, ob und durch welche eigenen Maßnahmen der Bedarf gedeckt werden könne. Mit einer PiA-Klasse für eine 3-jährige Ausbildung ab dem Schuljahr 2019/2020 wurde in Norderstedt (in Kooperation mit dem BBZ Segeberg) ein attraktives Angebot für Erzieher*innen geschaffen. Leider werde es zum Start des Schuljahres 2020/2021 dort keine neue PiA-Ausbildungsklasse geben können.
Es ergibt sich eine intensive Diskussion über die Möglichkeiten und Bedarfe für zwei Ausbildungsstandorte, die Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte, Kapazitäten, Bewerberlagen sowie die Entwicklung des Fachkräftemangels im Erzieherbereich. Aus den Vorträgen der Vertreter*innen der Berufsbildungszentren Frau Bogalski (Norderstedt), Frau Siebert und Herrn Sandbrink (Segeberg) sowie deren Beantwortung von Fragen der Ausschussmitglieder ergeben sich folgende Fakten:
Das BBZ Segeberg ist Fachschule für Sozialpädagogik und bietet
- seit 2014 eine 2-jährige verkürzte Ausbildung (für Sozialpädagogische Assistenten)
- seit 2017 eine 3-jährige Vollzeitausbildung
- seit 2019/2020 eine PiA-Klasse (Ausbildungsvertrag mit Kita-Träger muss vorliegen) in Norderstedt -> siehe unten
- ab 2020/2021 eine neue PiA-Klasse in Bad Segeberg (ab 2020/2021 Kooperation für eine weitere Klasse in Norderstedt nicht möglich)
Segeberg hat 12 Lehrkräfte, 4 davon fahren nach Norderstedt
Das BBZ Norderstedt ist keine Fachschule für Sozialpädagogik und kann deshalb selbst die o.g. Ausbildungen nicht anbieten, aber
- seit 2019/2020 gibt es ein 3-jährige PiA-Klasse in Norderstedt durch Kooperation mit dem BBZ Segeberg
- Träger der Ausbildung sind die Stadt Norderstedt, die Gemeinde Henstedt-Ulzburg (Kita-Eigenbetrieb) u.a.
- BBZ Norderstedt stellt Räume
- BBZ Segeberg entsendet seine Lehrkräfte nach Norderstedt zur Umsetzung des Bildungsganges
- Ausbildungsteilnehmende sind formal Schüler*innen des BBZ Segeberg
- ab 2020/2021 keine neue PiA-Klasse in Norderstedt, weil BBZ Segeberg kein weiteres Personal (zusätzlich zum Jahrgang 2019-2022) entsenden kann und Norderstedt selbst (formal) nicht Fachschule für Sozialpädagogik werden kann
- personell und räumlich könnte Norderstedt eine weitere PiA-Klasse ab 2020/21 anbieten
Es wird mehrfach angesprochen, ob doch noch eine zweite PiA-Klasse ab 2020/2021 in Norderstedt möglich wäre und wie die rechtlichen Rahmenbedingungen sind. Dazu wird auf die Mitteilung seitens des Landes verwiesen:
- zwei Fachschulen für Sozialpädagogik wurden für 2019 in einem Kreis nicht befürwortet
- PiA-Klasse in Norderstedt (Jahrgang 2019-2022) als Modellversuch, der erfolgreich gestartet ist – Gesamtbewertung noch nicht möglich
-> valide Entscheidungsgrundlage zu einer ggf. einzurichtenden Fachschule für Sozialpädagogik in Norderstedt soll geschaffen werden - auf Bedarf reagiert im Kreisgebiet BBZ Segeberg mit neuer PiA-Klasse ab 2020/2021 in Bad Segeberg
- mögliche Veränderungen der Rahmenvereinbarungen Fachschule und Berufsfachschule der Kultusministerkonferenz im 1. Hj. 2020 mit Auswirkungen auf Ausbildungslandschaft in Schleswig-Holstein
- Gesetz zur Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung (AFBG) in Novellierung mit Auswirkungen auf Fachschulausbildungen des Landes
- Aufbau einer weiteren Fachschule im Kreis Segeberg kann unter den dann vorgefundenen Bedingungen ab 2021/2022 ins Auge gefasst werden
Zur Beurteilung der Gesamtsituation im Kreis Segeberg und der Stadt Norderstedt machen Herr Wenzel, Landrat Schröder und die Erste Stadträtin Reinders folgende Ausführungen:
Der Kreis habe für die Kinderbetreuung im Jahr 2017 das 1000-Plätze-Programm aufgelegt und weitestgehend umgesetzt. Allein hieraus resultiere ein erheblicher Personalbedarf. Hinzu kämen die Neuregelungen durch die Kita-Strukturreform ab 01.08.2020, durch die u.a. der Fachkraft-Kind-Schlüssel von 1,5 auf 2,0 angehoben werde. Außerdem werde es dann auch einen Rechtsanspruch für die Betreuung von Schulkindern (Horte und offener Ganztag) geben. Durch diese Neuregelungen sei wesentlich mehr Personal erforderlich. Herr Wenzel geht davon aus, dass mehrere hundert Erzieher*innen im Kreisgebiet benötigt werden. Der Fachdienst 51.10 „Kita, Jugend, Schule, Kultur“ werde versuchen, Zahlen zu ermitteln. Es könne sich aber nur um eine grobe Schätzung handeln.
Frau Reinders bestätigt, dass es in der Stadt Norderstedt ein massives Fachkräfteproblem gebe. Die Stadt habe ein 10-Jahres-Programm beschlossen, in dem alle Grundschulen in Offene Ganztagsschulen (OGS) umgewandelt werden sollen. Die letzten beiden Einrichtungen seien jetzt im Wandel. Einige Kindertagesstätten hätten aufgrund von Personalmangel nicht wie geplant eröffnet werden können. Eine Einrichtung habe sogar ganzjährig nicht betrieben werden können. Die Stadt erhalte massive Klagen von Eltern im Elementarbereich, wie es sie zuvor noch nie gegeben habe.
Der Norderstedter Jugendhilfeausschuss hat gemäß Frau Reinders 2017 den Auftrag zur Einrichtung der PiA erteilt. Die Plätze in der Klasse ab 2019/2020 waren problemlos zu besetzen. Die PiA hat den Vorteil, dass die angehenden Erzieher*innen schon während der Ausbildung voll in den Betrieb integriert sind und damit eine enge Bindung zur Einrichtung und zum Standort entwickeln. Beides sind wichtige Kriterien, um ein Abwandern nach der Ausbildung zu verhindern.
Frau Reinders hält einen Ausbildungsstandort in Norderstedt (auch für das Umfeld Henstedt-Ulzburg / Kaltenkirchen) für dringend erforderlich. Wenn die Ausbildung ausschließlich in Bad Segeberg absolviert werden könne, sehe sie die Gefahr, dass Interessenten sich für eine andere Ausbildung entscheiden oder diese in Hamburg absolvieren würden. Seien sie erst in Hamburg, so bestehe die Gefahr, dass sie dem Kreis als zukünftiges Personal verloren gehen. Ihres Erachtens habe das Land das Problem erkannt und müsse sich für neue Lösungen öffnen. Sie wolle sich notfalls auch für andere Regelungen als über das BBZ Segeberg einsetzen.
Der Landrat bestätigt, dass der Kreis sich insgesamt zu diesem Thema positionieren und politische Forderungen stellen müsse. Der Markt sei leer und Ausbildungsinteressenten müsse ein gutes Angebot gemacht werden.
Die bisherige Entscheidung des Landes sei seines Erachtens überholt. Er spreche sich deshalb – wie im Beschlussvorschlag dargestellt – für zwei Standorte im Kreis Segeberg ab 2020/2021 aus. Auf Nachfrage ergänzt er, dass man ggf. auch Investitionen vorsehen müsse. Daran dürfe die Behebung des Fachkräftemangels nicht scheitern.
Der Vorsitzende stellt nach der intensiven Aussprache fest, dass überwiegend zwei PiA-Standorte für erforderlich gehalten werden. Aufgrund des kreisweiten Fachkräftemangels und der guten Bewerberlage in allen Teilen des Kreises sollte ein dauerhafter zweiter Standort Norderstedt nicht zu einer Schwächung des Standortes Segeberg führen. Er geht davon aus, dass sich Schulträger und Schulleitungen weiterhin bemühen werden, eine neue PiA-Klasse im Schuljahr 2020/21 am BBZ Norderstedt einzurichten, was der Beschlussvorschlag nicht ausschließe. Anschließend lässt er über den Beschlussvorschlag der Verwaltung abstimmen.
Beschlussvorschlag:
Die Ausschüsse empfehlen, der Kreistag beschließt:
An den Standorten Norderstedt und Bad Segeberg der Regionalen Berufsbildungszentren des Kreises Segeberg ist die Einrichtung von je mindestens einer Klasse der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) für Erzieher*innen zum nächstmöglichen Zeitpunkt (voraussichtlich Schuljahr 2021/2022) vorzunehmen. Das Angebot der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) für Erzieher*innen ist zukünftig an beiden Standorten mit der Unterstützung des Schulträgers Kreis Segeberg und allen zu beteiligenden Partnern dauerhaft zu etablieren und dient der Fachkräftesicherung.
Anlagen zur Vorlage
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