26.06.2025: Austausch über kommunales Krisenmanagement
Kreis Segeberg. Energieausfall: Dieses Bedrohungsszenario hat durch den Angriff Russlands auf die Ukraine nochmals eine erhöhte Wahrscheinlichkeit erhalten. "Es ist daher geboten, sowohl kurz- als auch mittelfristig, entsprechende Maßnahmen einzuleiten", heißt es in einer Handlungsempfehlung des Katastrophenschutzes an die Kommunen im Kreisgebiet. Hierzu zählen neben Planungen auch Beschaffungen – auch für weitere Katastrophenszenarien. Mehr als 60 Bürgermeister*innen, Politiker*innen und Vertreter*innen von Blaulichtorganisationen waren der Einladung des Landrats zu einem Austausch zum Thema "Kommunales Krisenmanagement" gefolgt.
"Das Hochwasser in Rheinland-Pfalz hat gezeigt, welche wichtigen Aufgaben den Kommunen bei einer großflächigen Katastrophe zukommen", so Landrat Jan Peter Schröder. Eine solche könne nur bewältigt werden, wenn alle Stellen, Institutionen und Organisationen konzentriert und vernetzt zusammenarbeiten. Deshalb sei es wichtig, die Akteur*innen vor Ort bereits im Vorfeld zusammenzubringen und sich regelmäßig auszutauschen.
Auf der To-do-Liste der Kommunen sieht der Landrat unter anderem die Einrichtung von Notfallinfopunkten. Was darüber hinaus im Ernstfall von entscheidender Bedeutung ist, veranschaulichte die Vorstellung des "Notfallplan Stromausfall der Gemeinde Ellerau". Dieser wurde im Rahmen des Arbeitskreises Feuerwehr erstellt. Zu den Mitgliedern gehören der Bürgermeister, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien und die Feuerwehr Ellerau. Die Aktivierung des Notfallplanes übernimmt im Ernstfall der Bürgermeister, wenn von einem Stromausfall große Teile des Kreises Segeberg betroffen wären und dieser nach Auskunft des Netzbetreibers länger als acht Stunden andauern würde.
In dem Notfallplan geht es unter anderem um die Lagerung von Kraftstoff und Stromersatzaggregaten, die Abwasserentsorgung, Kommunikationsmöglichkeiten wie Digitalfunk und Satellitentelefone, Trink- und Löschwasserversorgung und die (not-)ärztliche Versorgung. Die Gemeinde Ellerau betonte in ihrer Präsentation, dass Beratungen und Umsetzung sehr zeitintensiv seien. Zudem sei ein Notfallplan nie fertig und ständige Überprüfungen und Anpassungen seien notwendig.
Der örtliche Krisenstab sowie die Einsatzzentrale der Feuerwehr würden in der gemeindlichen Feuerwache eingerichtet. Zusätzlich gäbe es an anderen Standorten in der Gemeinde bis zu fünf Notfallinformationspunkte ("Leuchttürme") als Anlaufstellen für die Bürger*innen. Aufgabe der Notfallinformationspunkte ist es, an zentralen Orten ein Dach, Strom, Licht, Wärme und Informationen zu bieten.
In seinem Vortrag "Resiliente Kommune. Herausforderungen an das kommunale Krisenmanagement" bestätigte Katastrophenschutz- und Krisenmanagementberater Andreas Hermann Karsten, dass jede Kommune einen Operationsplan für sich im Kleinen brauche. Wichtig bei der Krisenbewältigung sei, die Situation aus Sicht der Betroffenen zu betrachten. Bei Warnungen an die Bevölkerung gehe es darum, "mit einer Stimme" zu sprechen und genau zu formulieren: Was ist passiert? Was unternimmt der Staat? Was muss jede Person unternehmen?
Neben den Kommunen bereitet sich auch der Kreis weiterhin auf mögliche Krisenszenarien vor. So ist etwa der Neubau einer modernen Kreisfeuerwehrzentrale in Planung. Außerdem stockt der Kreis die Mittel des Landes zum Sirenenförderprogramm auf, um ein flächendeckendes Sirenennetz mit Unterstützung der Kommunen aufbauen zu können. Geplant ist zudem ein Katastrophenschutzlager, für das die notwendigen Mittel und Ressourcen gerade ermittelt werden. Personell wurde der Katastrophenschutz in den vergangenen aufgestockt, um Planungen und Konzepte zu entwickeln.
In den Jahren 2025 bis 2029 sollen bis zu 5,3 Millionen Euro in Ausstattung für den Bevölkerungsschutz investiert werden, beispielsweise für drei Einsatzleitwagen, Ausstattung der Kreisfeuerwehrzentrale, zwei Krankentransportwagen, vier Führungsfahrzeuge, Abrollcontainer Atemschutz/Strahlenschutz und ein Logistikfahrzeug. Die Kosten für Bauten, Sirenen und Katastrophenschutzlager sind in dieser Summe nicht enthalten.