Erwachsenen-Sozialdienst: Hilfe in schwierigen Situationen
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28.10.2025: Segeberger Pflegetag setzt Zeichen für eine sorgende Gemeinschaft
Kreis Segeberg. Unter dem Motto "Kommunen und Pflege im Dialog – wie können Kommunen Pflege unterstützen und entlasten?" haben sich rund 70 Vertreter*innen aus Kommunen, Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbänden, Senior*innenbeiräten sowie Betroffene und Angehörigeim Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg getroffen. Beim Segeberger Pflegetag 2025 stand der Austausch darüber im Mittelpunkt, wie Pflege vor Ort besser organisiert und unterstützt werden kann. Denn: Pflege findet oft zu Hause statt – und hängt stark von den örtlichen Strukturen ab. Eine "Caring Community", also eine sorgende Gemeinschaft, die Verantwortung teilt, war das Leitmotiv des Tages.
Im Jahr 2040 werden im Kreis Segeberg rund 30 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. "Wenn die aktuellen Bedingungen unverändert blieben und sehr vereinfacht, ohne Berücksichtigung anderer Faktoren, auf 2040 projiziert würden, könnte man grob von 9.650 Pflegebedürftigen ausgehen. Das entspräche einer Zunahme von etwa 27 Prozent gegenüber 2021", sagt Denise Daude, Sozialplanerin beim Kreis Segeberg.
Nach den Begrüßungsworten des zweiten stellvertretenden Kreispräsidenten Dr. Gilbert Sieckmann-Joucken folgte ein besonders eindrucksvoller Programmpunkt:
Kevin Reimers und seine Familie sprachen mit Ines Scharge, Hilfeplanerin Hilfe zur Pflege beim Kreis, über das Leben mit Handicaps in einer ländlichen Kommune. Kevin Reimers schilderte dabei gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester die Herausforderungen im Alltag – etwa den Mangel an barrierefreiem Wohnraum und fehlende behindertengerechte Taxis oder die Bedeutung digitaler Vernetzung. Gleichzeitig wurde deutlich, wie stark der Zusammenhalt im Dorf wirken kann – auch wenn ehrenamtliches Engagement vielerorts nachlässt.
Im Forum "Wohnen" stellte Bastian Bech von der Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflegeformen im Alter (KIWA) neue Wohnkonzepte für Menschen mit Unterstützungsbedarf vor. Bürgermeister Ulrich Schulz (Leezen) berichtete aus kommunaler Sicht über Chancen und Hürden beim Bau von Senior*innenwohnanlagen.
Im Forum "Caring Community" diskutierten die Teilnehmer*innen mit Fachleuten, was eine sorgende Kommune braucht und wie Prävention und Pflege besser zusammenspielen können. Dirk Jaetzel, Bürgermeister der Gemeinde Stocksee, stellte das Projekt "Multilokal Stocksee" vor. Der Pflege-Stützpunkt des Kreises Segeberg brachte zudem Erfahrungen zum Thema Nachbarschaftshilfe ein.
Rund um die Foren präsentierten sich zahlreiche Informationsstände: vom Pflege-Stützpunkt im Kreis Segeberg über "Präventive Hausbesuche" in Norderstedt und "BesuchPlus Bornhöved2 bis hin zum Digitalen Pflegebistro "Wir Pflegen e. V.2, den Dorfkümmerer*innen der Akademie für ländliche Räume SH oder den Senior*innen-Assistenzangeboten nach dem Plöner Modell. Auch der Erwachsenensozialdienst des Kreises Segeberg und die Bundesagentur für Arbeit waren mit dabei.
Der Segeberger Pflegetag 2025 machte deutlich: Pflege gelingt am besten, wenn viele zusammenwirken – Kommunen, Pflegekräfte, Angehörige, Ehrenamtliche und Nachbar*innen. 2Nur gemeinsam lässt sich eine tragfähige und menschliche Pflegekultur schaffen", so das Resümee vieler Beteiligter.
"Menschen mit Pflegebedarf benötigen wohnortnahe und verlässliche Unterstützung. Kommunen können dabei viel beitragen – von Begegnungsmöglichkeiten über Nachbarschaftshilfe bis zu barrierefreiem Wohnraum", lautete eine der zentralen Botschaften. "Die Resonanz war durchweg positiv – zahlreiche Teilnehmende sprachen sich bereits für eine Wiederholung des Formats im kommenden Jahr aus", freut sich Anke Carsjens, Mitorganisatorin der Veranstaltung und Projektkoordination präventive Hausbesuche beim Kreis Segeberg.
26.09.2025: Aktion "Schichtwechsel" baut Barrieren und Berührungsängste ab
Kreis Segeberg. "Für mich war besonders interessant, wie eine Behörde arbeitet und dass ich mir sehr viele Informationen durch Beratung, Flyer und Unterlagen in der Verwaltung besorgen konnte", sagt der 52-jährige Markus Werth. Gemeinsam mit Thies Teegen hat er am diesjährigen Aktionstag "Schichtwechsel" teilgenommen. Dabei haben beide einen Tag lang Einblicke in den Arbeitsalltag der Kreisverwaltung bekommen. "Im Vordergrund des Aktionstages stehen ein Perspektivwechsel und der Abbau von Barrieren. Wertvolle Kontakte und Netzwerke können geknüpft werden", sagt Juliane Geuke, Fachdienstleiterin der Eingliederungshilfe Erwachsene beim Kreis.
Der 61 Jahre alte Thies Teegen hatte besonderes Interesse an und Fragen zur Rechnungsstelle in der Eingliederungshilfe: "Es war interessant kennenzulernen, wie die Rechnungsstelle vom Eingang einer Rechnung über die Prüfung bis zur Zahlung arbeitet", fasst er seine Eindrücke zusammen. Teegen arbeitet in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Wahlstedt, Werth ist Beschäftigter bei der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Hof Ehlers in Hasenmoor.
Seit 2019 veranstaltet die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für Menschen mit Behinderung (BAG WfBM) den bundesweiten Aktionstag "Schichtwechsel". An diesem Tag wechseln Beschäftigte mit Behinderungen aus Werkstätten und Beschäftigungsprojekten ihren Arbeitsplatz mit Mitarbeiter*innen des allgemeinen Arbeitsmarktes. Die Eingliederungshilfe des Kreises Segeberg unterstützt Idee und Umsetzung und hat in diesem Jahr selbst zum zweiten Mal daran teilgenommen. Zuvor hatte sie Arbeits- und Beschäftigungsstätten kreisweit dazu aufgerufen, den "Schichtwechsel" in Kooperation mit Betrieben und öffentlichen Einrichtungen durchzuführen.
"Beide Teilnehmer haben Informationen über die Abläufe und Arbeitsweisen in der Bearbeitung von Leistungen der Eingliederungshilfe erhalten", sagt Geuke. Wie wird ein Antrag bearbeitet? Wie ist eine Akte aufgebaut? Wer macht die Teilhabeplanung? Wie erfolgt die Zahlung der Leistungen? Zudem haben sie Aufgaben der Büro-und Sitzungsorganisation durchgeführt, wozu beispielsweise das Drucken von Namenschildern gehörte. Ein Besuch bei Landrat Jan Peter Schröder rundete den "Schichtwechsel" für sie ab.
"Beide haben den Aktionstag als wertvoll empfunden und sich vorgenommen, für das nächste Jahr Werbung bei anderen Beschäftigten mit Behinderungen in ihren Einrichtungen zu machen", freut sich Geuke. "Die Möglichkeit, über diesen Tag in Kontakt zu kommen, damit Barrieren und Berührungsängste abzubauen, ist noch zu wenig bekannt und sollte dringend mehr genutzt werden", so ihre Bilanz. 2Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr und hoffen auf noch mehr mitwirkende Personen, Einrichtungen und Betriebe."
20.06.2025: "Schichtwechsel": Eingliederungshilfe ruft Firmen zum Mitmachen auf
Kreis Segeberg. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für Menschen mit Behinderung (BAG WfBM) veranstaltet seit 2019 den bundesweiten Aktionstag "Schichtwechsel". An diesem Tag wechseln Beschäftigte mit Behinderungen aus Werkstätten und Beschäftigungsprojekten ihren Arbeitsplatz mit Mitarbeiter*innen des allgemeinen Arbeitsmarktes. Die Eingliederungshilfe des Kreises Segeberg unterstützt Idee und Umsetzung und hat selbst im vergangenen Jahr das erste Mal daran teilgenommen. "Aus dieser positiven Erfahrung heraus möchten wir Einrichtungen und Unternehmen motivieren, sich kreisweit zu beteiligen, weswegen wir uns als Vermittlerin anbieten", sagt Fachdienstleiterin Juliane Geuke.
In diesem Jahr findet der Aktionstag am 25. September statt. "Im Vordergrund stehen ein Perspektivwechsel und der Abbau von Barrieren. Wertvolle Kontakte und Netzwerke können geknüpft werden", so Geuke. Mitarbeiter*innen aus Unternehmen können Einrichtungen der beruflichen Teilhabe kennenlernen und sich mit Menschen mit Behinderungen austauschen. Sie bekommen Einblicke in die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen.
Die Beschäftigten der Werkstätten und Beschäftigungsprojekte können in diesem Rahmen in einem Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes Erfahrungen sammeln und mögliche Berufsfelder für sich entdecken. So möchte beispielsweise Marita Schumann von den Norderstedter Werkstätten gerne in die Gastronomie reinschnuppern, während ihre Kolleg*innen Fabienne Hermens und Torben Holzmann gerne etwas mit Tieren machen würden, etwa auf einem Bauernhof.
"Der Schichtwechsel soll Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen, die in ihrem Arbeitsalltag nur selten zusammenkommen. Er trägt damit dazu bei, dass Menschen mit Behinderung sichtbarer werden und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf dem Weg in eine inklusivere Lebenswelt", sagt Landrat Jan Peter Schröder.
Unternehmen, die mitmachen möchten oder Fragen haben, können sich bei Fachdienstleiterin Juliane Geuke melden:
Wir unterstützen Sie kostenfrei!
Nach mehr als 40 Jahren Ehe ist ihr Mann für immer gegangen. Nur schwer kann sie den Tod dieses geliebten Menschen aushalten. Sie fühlt sich allein und für notwendige Formalitäten wie Rentenversicherung, Bankgeschäfte und Mietvertrag fehlt ihr die Kraft. "In solchen Situationen hilft es, wenn jemand da ist, der weiß, was jetzt zu tun ist", sagt Katja Lohmeier. Sie ist Leiterin des Fachdienstes "Betreuungsbehörde, Erwachsenen-Sozialdienst".
"Wir sind beispielsweise da, wenn in Ausnahmesituationen Struktur gefragt ist."
Ob Alltagsprobleme, Sucht, chronische Erkrankungen, psychische, finanzielle, soziale oder gesundheitliche Probleme: "Unser Ziel ist es, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten. Wir wollen, dass die Menschen wieder zufriedener werden und eigenständig ihr Leben meistern", sagt Sozialpädagogin Kerstin Schwarzloh.
Das Angebot für alle Erwachsenen ist kostenfrei und vertraulich. "Wir stellen keine Forderungen, machen keinen Druck und verhängen keine Sanktionen – und dieses Konzept kommt bei den betroffenen Menschen sehr gut an."
Grenzsituationen
Im vergangenen Jahr hat das dreiköpfige Team des Erwachsenen-Sozialdienstes 252 Fälle betreut, wobei sich ein Viertel der Menschen aus eigenem Antrieb beim Sozialdienst meldete. 50 Fälle wurden über andere Fachdienste des Kreises vermittelt, 37 vom Jobcenter und 25 von den Ordnungs- und Sozialämtern der Kommunen. Die Altersverteilung schwankte dabei von 18 bis über 90 Jahre. Mal war es nur ein Telefonat, in anderen Fällen eine Unterstützung über mehrere Wochen oder Monate. In jedem Fall gilt, schnellstmöglich zu helfen. "Wir erfahren sehr oft eine direkte Bestätigung und Sätze wie ‚Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie getan hätte‘ bekräftigen uns in dem, was wir tun", sagt Sozialpädagogin Annina Budnick. Und anders als vielleicht vermutet, stehen rund 50 Prozent der Hilfesuchenden eigentlich fest im Leben; haben einen Job und finanzieren sich selbst. "Aber es kann immer eine Situation geben, in der man an seine Grenzen kommt", weiß Sozialpädagogin Dörte Meyer.
Während der dreijährigen Testphase steht der Erwachsenen-Sozialdienst ausschließlich Menschen offen, die aus Bad Segeberg, Wahlstedt oder den Ämtern Trave-Land, Leezen, Itzstedt, Boostedt-Rickling und Bornhöved kommen. Rund 92.000 Einwohner*innen leben in diesem Bereich. Aber auch aus anderen Regionen des Kreises gibt es Anfragen, "wobei wir diese im Moment leider nicht bearbeiten können", erläutert Katja Lohmeier. "Aber wir sehen: Der Bedarf ist auf jeden Fall da und wir hoffen, dass wir unser Angebot nach der Pilotphase ausweiten und verstetigen können."
Angebot für Angehörige
Beratungen finden sehr oft in den eigenen vier Wänden statt. Sie sind aber auch am Telefon oder in der Kreisverwaltung möglich. Das Team berät darüber hinaus auch Angehörige und versucht, gemeinsam Lösungen zu finden. Auch gibt es immer wieder Hinweise von Ärzt*innen oder aus den Gemeinden auf Menschen, die sich Unterstützung wünschen würden.
Mittlerweile erreichen den Fachdienst aus ganz Deutschland Anfragen von anderen Behörden zum Konzept. Der Kreis Segeberg war im vergangenen Jahr der erste in Schleswig-Holstein, der seinen Bürger*innen einen Sozialdienst dieser Art zur Verfügung stellte. Einen direkten gesetzlichen Auftrag dafür gibt es aber nicht. Katja Lohmeier hält das Angebot dennoch für einen "Auftrag der kommunalen Daseinsfürsorge, den sich eine Gesellschaft ethisch und moralisch schlichtweg leisten muss".
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Info und Service
Der Erwachsenen-Sozialdienst hält ein Angebot der Beratung und Unterstützung in vielfältigen sozialen Problemlagen vor.
Ab April dieses Jahres wird der Dienst auf das gesamte Kreisgebiet ausgeweitet, bis dahin gelten die Zuständigkeiten und die "Pilotregion" fort.
Informationsmaterial
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