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Appell des Landrats

Landrat Jan Peter Schröder appelliert an alle Einwohner*innen des Kreises Segeberg: "Bleiben Sie respektvoll!"

"Lassen Sie uns miteinander sprechen, statt zu streiten."

Liebe Bürger*innen,

die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung lässt leider merklich nach. Und das zu einer Zeit, in der die Infektionszahlen vor allem in Schleswig-Holstein wieder deutlich ansteigen. Den Ton, den sich meine Mitarbeiter*innen aus dem Infektionsschutz immer häufiger gefallen lassen müssen, wird rauer. Einige Bürger*innen meinen, sich über behördliche Auflagen hinwegsetzen zu können, "weil Corona vorbei ist". Am Telefon und in Mails sind sie unsachlich und ausfallend.

Hinter uns liegen eineinhalb Jahre, die für niemanden einfach waren, die an den Nerven gezerrt und die uns allen sehr viel abverlangt haben – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Während das Personal auf den Intensivstationen phasenweise nicht mehr wusste, wo oben und unten ist, hatten andere plötzlich gar nichts mehr zu tun und bangten um ihre berufliche Existenz. Einige von uns haben Menschen an Corona verloren, wieder andere kämpfen auch Monate nach überstandener Infektion noch gegen die Spätfolgen dieses heimtückischen Virus an. Und so gern ich etwas Anderes verkünden würde, aber: Wir stecken noch mittendrin in der Pandemie. Obwohl uns jeder Pieks in den Oberarm einen Schritt weiter in Richtung Pandemieende bringen würde, lassen sich seit Wochen immer weniger Menschen impfen. Derzeit deutet daher vieles darauf hin, dass die Delta-Variante täglich neuen Boden gutmacht.

Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die auf Beschränkungen, Einschränkungen und all die Vorgaben, die unser Leben seit Monaten maßgeblich bestimmen, keine Lust mehr haben. Das geht mir genauso. Aber daran halten müssen wir uns trotzdem. Daher habe ich keinerlei Verständnis für jene Egoist*innen, die meinen, sich an nichts mehr halten zu müssen und alles besser zu wissen als diejenigen, die sich seit vielen Monaten tagtäglich mit dem Thema befassen: meine Mitarbeiter*innen im Infektionsschutz zum Beispiel. Pöbeleien und massive persönliche Beleidigungen nehmen stetig zu und die Aussagen, die ihnen einige Bürger*innen an den Kopf werfen, sind nicht hinnehmbar.

Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist die Arbeitsbelastung im Infektionsschutz seit Februar 2020 enorm hoch. Die Kolleg*innen absolvieren seither ein hohes Arbeitspensum – an den Wochenenden genauso wie an Weihnachten oder Ostern oder zu Zeiten, wo andere längst zuhause auf der Couch oder im Garten sitzen. Zusätzliche verbale Attacken von Menschen, die meinen, sich gegen Quarantäneauflagen oder Corona-Regeln hinwegsetzen zu können, verbessern die Arbeitssituation und das persönliche Befinden in keiner Weise.

Letztlich sitzen wir doch alle im selben Boot und haben dasselbe Ziel: Wir wollen gesund bleiben und zurück in ein Leben ohne Einschränkungen. Daher bitte ich Sie, liebe Bürger*innen: Lassen Sie uns gegenseitig wieder mehr aufeinander achten und lassen Sie uns miteinander sprechen, statt zu streiten. Wenn jemand vom Infektionsschutz eine Quarantäne anordnet, dann geschieht das nicht aus Langeweile oder Behörden-Willkür, sondern weil es dafür eine begründete Rechtsgrundlage gibt, die umgesetzt werden muss – zum Schutze aller. Bitte behalten Sie dies im Hinterkopf, wenn sich eine*r meiner Kolleg*innen bei Ihnen melden sollte oder wenn Sie mal wieder von einer Corona-Maßnahme genervt sind. Und natürlich ist mir bewusst, dass eine Quarantäne für die betroffene Einzelperson immer zu massiven persönlichen Einschränkungen führt, aber um die Kontrolle über die Verbreitung des Virus nicht zu verlieren, ist ein derartiges Vorgehen leider nach wie vor nötig. Daran führt kein Weg vorbei.

Ziehen wir gemeinsam an einem Strang und halten wir weiter zusammen durch. Nur so wird es uns gelingen, dass Corona irgendwann Normalität statt Ausnahmezustand ist.

Ihr

Landrat Jan Peter Schröder


Weitere Informationen

Coronavirus-Seite des Kreises Segeberg