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06.02.2023: Ehemalige Klinik Borstel öffnet erneut für Geflüchtete


Kreis Segeberg. Im Dezember vergangenen Jahres hat der Kreistag beschlossen, dass die ehemalige Lungenfachklinik in Borstel erneut als Unterkunft für Geflüchtete hergerichtet und bei Bedarf wiedereröffnen soll. Dieser Bedarf ist jetzt gegeben, weswegen die ersten drei Geflüchteten voraussichtlich in dieser Woche dort einziehen werden.

Ausschlaggebend für die Zustimmung der Kreistagsmitglieder war ein Hilferuf aus zahlreichen Städten, Ämtern und Gemeinden. Eigentlich sind diese für die Unterbringung der Geflüchteten zuständig, signalisierten dem Kreis aber, dass nur noch sehr wenig bis kein Wohnraum mehr vorhanden sei, sodass beispielsweise auch Unterbringungen in Turnhallen wieder Thema sind.

"Mit Borstel haben wir für die Kommunen einen Puffer, eine Übergangslösung geschaffen, die ihnen etwas Zeit gibt, geeigneten Wohnraum für die Geflüchteten zu finden", sagt Landrat Jan Peter Schröder. Nach zwei Monaten werden die dort untergebrachten Menschen dann an die Kommunen schriftlich weitervermittelt. Nach rund weiteren vier Wochen sollen sie die Unterkunft dann verlassen haben.

Die Räume in der ehemaligen Klinik stellen sicher, dass Geflüchteten, die dem Kreis neu zugewiesen werden, eine adäquate Unterbringung zur Verfügung steht. Dabei kann es sich um Familien oder allein reisende Frauen oder Männer handeln. Der Kreis erfährt mit einer Vorlaufzeit von vier Wochen, wen das Land zuweisen wird.

Bis zum 31. August 2022 wurde die ehemalige Klinik als Unterkunft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine betrieben. Der Betrieb wurde eingestellt, nachdem der Zustrom an ukrainischen Geflüchteten seinerzeit stark abebbte. Mittlerweile erhalten Ukrainer*innen relativ schnell ein Aufenthaltsrecht, wodurch sie SGB-II-Leistungen bekommen und eine eigene Wohnung beziehen können. Aus diesem Grund sollen in Borstel dieses Mal gezielt Menschen untergebracht werden, die nicht aus der Ukraine, sondern aus anderen Ländern kommen. Im Unterschied zum Erstbetrieb wird es für die in der Einrichtung untergebrachten Menschen dieses Mal auch (Beratungs-)Angebote vor Ort geben.

Betreiber der Einrichtung ist der Kreis Segeberg. Vor Ort kümmert sich die Betreuungsdienste Segeberg gGmbH des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) um die Menschen. Der Betrieb ist zunächst bis zum 30. Juni 2023 geplant; der Kreis hat aber die Option, die Einrichtung bis zum 31. Dezember 2023 zu nutzen. "Verwaltung und Politik werden anhand der weltpolitischen Lage entscheiden, ob die Einrichtung weiter erforderlich ist", sagt der Landrat.

Perspektivisch sollen in der Einrichtung bis zu 200 Menschen übergangsweise wohnen. Wann wie viele Menschen ankommen beziehungsweise wann alle Zimmer belegt sein werden, ist nicht bekannt. Das kann in vier Wochen sein, aber auch erst in ein paar Monaten.

Der Kreis kalkuliert die monatlichen Kosten wie folgt: Miete 51.000 Euro, Betrieb und Sozialberatung bis zu 170.000 Euro, Verpflegung/Catering bis zu 115.000 Euro, Reinigung 11.000 Euro und Sicherheitsdienst 35.000 Euro. Insgesamt sind das bis zu 382.000 Euro monatlich, also rund 2,3 Millionen Euro bis Ende Juni. Die Kosten fürs Catering und die Sozialberatung hängen von der Anzahl der Bewohner*innen ab.

Nach wie vor unklar ist, ob sich das Land Schleswig-Holstein an den Kosten der Reaktivierung beteiligen wird. Diesbezügliche Verhandlungen der kommunalen Spitzenverbände mit dem Land werden seit Wochen geführt. Im Blickpunkt steht dabei auch eine mögliche Unterstützung der Kommunen seitens des Bundes.

Es ist eine Einwohner*innenversammlung geplant, um den Menschen aus dem Dorf Fragen zu beantworten und um mögliche Nöte und Ängste zu nehmen. Darüber hinaus soll es regelmäßig einen runden Tisch geben, bei dem die Bürger*innen Informationen erhalten und ebenfalls Gelegenheit haben, Fragen zu stellen. Auf diese Weise soll größtmögliche Transparenz hergestellt werden. Konkrete Termine gibt es noch nicht. Sie werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Wer Interesse hat, das DRK ehrenamtlich zu unterstützen, kann sich per E-Mail an das DRK wenden. Ein Themenschwerpunkt für ehrenamtliche Angebote ist zum Beispiel die Vermittlung der deutschen Sprache.

06.02.2023