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13.05.2022: Zensus: Interview mit Erhebungsstellenleiter Thorben Lenz


Kreis Segeberg. Unter dem Motto "Gute Politik braucht gute Daten" startet am Sonntag, 15. Mai, der Zensus 2022. Organisation und Steuerung liegen bei der örtlichen Erhebungsstelle des Kreises Segeberg. Im Interview gibt Erhebungsstellenleiter Thorben Lenz Antworten auf wichtige Fragen.

Wozu gibt es den Zensus 2022 eigentlich und was haben die Bürger*innen davon?

Wir aus den Verwaltungen stellen uns folgende Fragen: Gibt es genügend Wohnungen? Brauchen wir mehr Schulen, Studienplätze oder Altenheime? Wo muss der Staat für seine Bürger*innen investieren? Um diese und andere Fragen zu beantworten, führt Deutschland alle zehn Jahre einen Zensus oder eine Volkszählung durch und am Ende profitiert quasi jede*r davon.

Der Zensus soll verlässliche Bevölkerungszahlen für die Gemeinden, die Länder und ganz Deutschland liefern. Erhoben werden auch Daten wie Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit. Außerdem sollen die Befragten Auskunft zu ihrer Wohnsituation geben. Das sind wichtige Grundlagen für Entscheidungen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft.

Wer wird befragt und wie läuft so eine Befragung ab?

Der Zensus 2022 umfasst eine Bevölkerungszählung, eine Gebäude- und Wohnungszählung, eine Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis und Vollerhebungen an Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften. Wie der Zensus 2011 ist auch der Zensus 2022 als registergestützte Erhebung konzipiert. Wir werden somit jede*n Bürger*in befragen, die/der am 15. Mai 2022 in dem ausgelosten Erhebungsbezirk wohnhaft ist.

Unsere Erhebungsbeauftragten melden sich vorab auf dem Postweg mit einem Termin an und nehmen ein paar Tage später persönlich die benötigten Daten vor Ort auf. Das Ganze sollte dann nicht länger als 20 bis 30 Minuten dauern und das war es dann auch schon. Ganz nach dem Motto "Die Enkeltrickbetrüger*innen kommen einmal und die Guten zweimal". Dies schafft Vertrauen, da jede*r die Möglichkeit bekommt, sich auf den Besuch vorzubereiten. Auch erscheint immer nur eine Person zur Befragung.

Wie lange gibt es den Zensus eigentlich schon?

Anders als bei der deutschen traditionellen Volkszählung 1987, bei der alle Bürger*innen direkt befragt worden sind, stützt sich der Zensus der Jahre 2011 und 2022 auf bereits bestehende Verwaltungsregister. Grundsätzlich gibt es den Zensus schon immer. Beispielsweise wurde Jesus laut Bibel in Betlehem geboren, weil Maria und Josef dort zur Volkszählung waren. Wir bieten unseren Bürger*innen inzwischen aber den Service, dass wir zu ihnen kommen, damit niemand mehr beschwerliche Wege auf sich nehmen muss. Vergangenes Jahr fand nicht nur der Zensus in den meisten Ländern bei uns in Europa statt, sondern zum Beispiel auch in Australien und Südafrika.

Wer befragt mich und wie kann ich feststellen, ob diese Person wirklich im Auftrag des Zensus 2022 unterwegs ist?

Die Befragungen vor Ort übernehmen für uns ehrenamtliche Erhebungsbeauftragte, welche von uns vorab in persönlichen Gesprächen ausgewählt und überprüft worden sind. Anschließend wurden sie bei einem Tageslehrgang für ihre zukünftige Aufgabe geschult. Da wir bereits vor Wochen damit gestartet sind und die damaligen Pandemievorgaben berücksichtigen mussten, sind unsere Interviewer*innen alle geimpft, geboostert und/oder genesen.

Kann die Verwaltung nicht die ihr bekannten Daten verwenden?

In erster Linie liefern die Melderegister der Kommunen die Ausgangsdaten. Um die Qualität der Datenbasis zu verbessern, wird in einer Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis ein Teil der Bevölkerung zusätzlich direkt befragt. Eigentlich ist der Zensus mit einer Inventur zu vergleichen, die viele von uns von der Arbeit kennen. Nur diese Inventuren finden jährlich statt und der Zensus alle zehn Jahre.

Kann ich mich als Bürger*in weigern, die Fragen zu beantworten?

In unserem Land haben wir alle sehr viele Rechte, mehr als in den meisten Ländern auf unserer Erde, aber auch ein paar Pflichten – und eine davon ist eben die Auskunftspflicht, welche bei versuchter Nichteinhaltung unter Strafe stehen kann. Zusätzlich würde eine Verweigerung auch gar keinen Sinn machen, da jede nicht gezählte Person der eigenen Gemeinde, Stadt usw. bares Geld kosten kann.

Wann beginnt der Zensus 2022 und wie lange dauert er?

Der Zensus 2022 beginnt am 15.Mai 2022 und unsere Erhebungsbeauftragten werden tags darauf die nächsten vier bis sechs Wochen bei unseren Bürger*innen vor Ort aktiv sein. Grundsätzlich zieht sich der Zensus für uns in den Erhebungsstellen bis mindestens Ende des Jahres, wenn nicht gar noch darüber hinaus.

Werden noch ehrenamtliche Erhebungsbeauftragte/Interviewer*innen benötigt und wenn ja, welche Voraussetzungen sollten diese mitbringen?

Es werden in der Tat noch Freiwillige gesucht. Diese müssen volljährig sein und einen Wohnsitz in Deutschland zum Zensusstichtag (15. Mai 2022) haben. Verschwiegenheit und ein gewissenhafter Umgang mit vertraulichen Informationen sind sehr wichtig. Das gilt auch für Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Außerdem sollte man keine Scheu vor Menschen haben.

Während Interviewer*innen in anderen Ländern wie China einen Orden erhalten, bekommt man bei uns eine einkommenssteuerfreie Aufwandsentschädigung nach dem Zensusgesetz; die genaue Höhe bemisst sich nach Art und Anzahl der durchgeführten Befragungen. Bei 25 Begehungen und Interviews würde diese beispielsweise zirka 850 Euro betragen.

13.05.2022